Eine ausdrucksstarke Metapher

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diebuecherweltenbummlerin Avatar

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Eine ausdrucksstarke Metapher
Als Lily mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester nach Sunbeam, Washington fährt, um dort in Zukunft bei ihrer Großmutter zu leben, passiert etwas Eigenartiges: Mitten auf der Straße steht ein Tiger. Das graziöse Tier erinnert Lily an die Tiger in den Geschichten ihrer Halmoni. Doch genauso plötzlich, wie der Tiger erscheint, verschwindet er auch wieder. Vorerst. Denn immer wieder wird sie von der Raubkatze verfolgt. Schnell muss Lily entdecken, dass ihre Halmoni dunkle Seiten zu verstecken sucht, die sich nach und nach den Weg ins Freie bahnen.

"Wie man einen Tiger fängt" ist eine absolute Überraschung. Was zunächst wie eine Fantasy-Geschichte mitten in Washington State klingt, ist eine wundervolle und ernsthafte Metapher für den Frieden mit sich selbst. Während die Geschichte vordergründig die Erlebnisse der elfjährigen Lily behandelt, die mit allen Mitteln versucht, das Leben ihrer Halmoni zu retten und dabei immer wieder auf die koreanische Legenden stößt, wird dem Leser zunehmend klar, dass es vielmehr darum geht, sein Schicksal anzunehmen, seine einzigartige Persönlichkeit. Und dass es nie Sinn macht, Dunkles aus der Vergangenheit zu überdecken, weil auch die dunkelsten Facetten zu einem Menschen gehören und ihn erst so ganzmachen.

"Wie man einen Tiger fängt" ist ein nachdenkliches und eindrucksvolles Buch über Akzeptanz und Toleranz. Über Trauer und Tod. Über die schönen und die dunklen Seiten des Lebens. Über Familienbande und Vergangenheit. Es ist ein Werk mit einer wichtigen Botschaft, in Form eines anmutigen Tiers.

Zwar handelt es sich um ein Buch für Kinder ab elf Jahren, doch ist die Geschichte meines Erachtens alterslos. Empfehlen kann ich diesen Roman zudem Eltern, deren Kinder einen Trauerfall zu bewältigen haben.

Metaphorisch enorm ausdrucksstark!