Schwierige Themen sehr anspruchsvoll umgesetzt – sicher nicht für jedes Kind ab 11 Jahren geeignet

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Lily wird irgendwie immer übersehen, sie nennt das ihre Magie, unsichtbar zu sein. Ganz im Gegenteil zu ihrer Schwester Sam, die immer sofort auffällt und jeden für sich einnimmt. Nach dem Tod ihres Vaters ist alles anders und jetzt ziehen sie auch noch weg aus Kalifornien in den kleinen Ort Sunbeam. Als sie ihrer Omi von dem Tiger erzählt, reagiert diese erst abweisend, erzählt ihr dann aber die Geschichte, sie hätte dem Tiger vor langer Zeit Geschichten gestohlen und versteckt. Diese möchte er nun wiederhaben. Oma hat schon immer Geschichten erzählt, koreanische Märchen. Doch zurzeit verhält sie sich sehr seltsam, was an einem Hirntumor liegt, wie die Mädchen irgendwann erfahren. Ihre Omi wird sterben. Lily will sie retten und muss dazu den Tiger finden/fangen. Als ihr das mithilfe des neuen Freundes Ricky gelingt, geht sie mit der Tigerin einen Deal ein: sie gibt ihr die gestohlenen Geschichten, im Gegenzug sorgt die Tigerin dafür, dass es Halmoni besser geht. Doch kann man einem Tiger trauen? Noch dazu einem magischen?

Es fällt mir irre schwer, eine Zusammenfassung des Buches wiederzugeben. Jedes Wort ist hier eigentlich ein Wort zu viel, weil man es ganz schlecht schafft, den Inhalt zu erzählen, ohne zu viel zu spoilern. Fangen wir beim Cover an: es passt zum Inhalt (Tiger, Sternenhimmel), impliziert aber eher ein Kinderbuch, also eine einfache Lektüre. Und das ist „Wie man einen Tiger fängt“ ganz und gar nicht. Ich persönlich bin mit der Altersempfehlung ab 11 Jahren nicht einverstanden, da m.M.n. Kinder in dem Alter noch nicht alles erfassen können, was und wie es hier passiert. Es geht um Tod, um Verluste, um Familie, um Glaube, Liebe und Hoffnung. Teilweise sehr locker erzählt und leicht verständlich, dann wieder sehr tiefgründig, fast philosophisch und nicht gerade einfach. Nebenbei wird auch Homosexualität thematisiert.

Für mich durchaus ein gutes, berührendes Buch, toll geschrieben mit bildhaften Charakteren. Doch irgendwie auch schlecht greifbar und wie gesagt: für jüngere Leser wohl eher überfordernd. So auch das Nachwort der Autorin, in dem Themen angesprochen werden, die Kinder so sicher nicht verstehen (Kolonialismus, Trostfrauen, ursprüngliche, koreanische Mythen, die soziale Bedeutung des Weiblichen, etc.).

Ich selbst würde dem Buch 4,5 von 5 Sternen (sehr gut) geben. Da ich es aber auch aus Sicht der Zielgruppe sehen muss und es da in meinen Augen einfach nicht passt, werden es nur 3 Sterne (gut). Ich hoffe, meine Begründung ist nachvollziehbar und verständlich. Es liegt mir fern, das Buch schlecht zu bewerten (wobei 3 ja nicht schlecht ist). Mir ist nur wichtig, dass Leser, die meine Rezension evtl. zum Anlass nehmen, das Buch für ein Kind zu kaufen, wissen, was sie erwartet und es besser einschätzen können.