Von Geistern, Geschichten, Magie und Liebe

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la calavera catrina Avatar

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„Geschichten gehören niemandem. Sie sind dazu da, erzählt zu werden.“

Lily kann sich unsichtbar machen. Na ja, fast. Viel mehr fühlt sie sich mit ihrem ruhigen und sensiblen Charakter von ihrer Mutter und ihrer Schwester nicht richtig gesehen. Während sie mit ihrer Schwester Sam früher eng verbunden war, versucht diese nun ihre Kindheit abzulegen und geht auf Distanz. Einzig ihre Großmutter, ihre extravagante und willensstarke Halmoni, wie die Großmutter in koreanischen Familien genannt wird, blickt ihrer Enkelin direkt ins Herz und erzählt ihr magische Geschichte über Geister und Tiger. Diese Geschichten üben eine starke Anziehungskraft auf Lily aus. Als sie eines Tages einen Tiger sieht, weiß sie nicht, ob sie sich das nur einbildet oder selbst ein Teil einer Geschichte ihrer Halmoni geworden ist.

Ein bisschen gruselig, ein bisschen lustig und sehr geheimnisvoll erzählt Tae Keller vor allem einfühlsam Lily’s Geschichte in der Ich-Perspektive: darüber, wie sie mutig und tapfer einen Tiger fängt, sich in ihrem neuen Zuhause zurecht findet und dabei kostbare und schwere Zeiten durchlebt. Das Buch steckt voller Weisheiten, rührender Momente und Geschichtenmagie, in ihrer schönsten Form. Es geht darum, ein krankes Familienmitglied gehen zu lassen und sich selbst dabei nicht zu verlieren. Darum, wie andere einen wahrnehmen, aber man wirklich ist und wie man in schweren Zeiten zusammenhält.

„Wie man einen Tiger fängt“ ist eine emotionale Geschichte über familiäre Beziehungen, die sich im Laufe der Zeit verändern; und über das Chaos aus Hoffnung, Angst und Ungewissheit, wenn es darum geht, schmerzhafte Wahrheiten akzeptieren zu müssen. Dieses außergewöhnliche Buch ist der Beweis für die Stärke und Kraft von Geschichten, und ihre machtvollen Konsequenzen, die helfen, niemals aufzugeben und sich die eigene Magie zu bewahren. Wer den grandiosen Roman „Sieben Minuten nach Mitternacht“ auch so liebt wie ich, dem empfehle ich sehr dieses tolle Buch. Es gehört für mich zu den Büchern, die man als Kind entdeckt, liebt und später als Eltern seinen eigenen Kindern vorliest.