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buecherfan.wit Avatar

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Jacob alias Jack Rosenblum flieht 1937 mit seiner Frau Sarah und seiner kleinen Tochter Elizabeth vor den Nazis nach England. Sarahs Mutter und ihr kleiner Bruder Emil haben nicht so viel Glück. Sie erhalten kein Visum und kommen ums Leben. Bei der Ankunft in Harwich überreicht man Jack eine Broschüre mit wichtigen Tipps für das korrekte Verhalten von Einwanderern. Jack arbeitet diese Liste ab, aber damit nicht genug: Er beobachtet seine Mitmenschen sehr genau, und seine Liste wird immer länger. Er entdeckt eine Marktlücke - Teppiche - und baut sich erfolgreich eine Existenz auf. Nach 15 Jahren ist nur noch ein Punkt auf der Liste offen, die Mitgliedschaft in einem Golfclub. Da ihn kein Club aufnehmen will, beschließt Jack, in der Grafschaft Dorset Land zu kaufen und sich seinen eigenen Golfplatz zu bauen.

Die Arbeiten an diesem Platz, der Widerstand der Dörfler und das ziemlich ungeeignete Gelände an einem Berg nehmen einen großen Teil des Romans ein. Immer wieder gibt es Rückschläge. Als das erste Loch fertig gestellt ist, wird sein Werk zerstört, und die trinkfreudigen Dorfbewohner geben dem legendären Dorset Wollschwein die Schuld. Jack macht gute Miene zum bösen Spiel. Er verliert sein Ziel nie aus den Augen, kämpft weiter für die Verwirklichung seines Traums. Jack und seine Frau Sarah entfernen sich immer weiter voneinander. Sarah wirft ihrem Mann den ungebrochenen Optimismus vor. Sie selbst lebt in der Vergangenheit, hält an den Erinnerungen an ihre Familie und an ihren jüdischen Wurzeln fest. Als Überlebende der Judenverfolgung fühlt sie sich schuldig und gesteht sich nicht das Recht zu, noch einmal wieder glücklich zu sein. Die Figur der Sarah berührt den Leser mehr als alle anderen Personen in diesem Roman, die teilweise fast zu Karikaturen geraten.

Von Kritikern wird der Roman als “absolut charmant und sehr witzig” beschrieben, und auch das niedliche Cover mit den Blümchen und den Vögeln lässt eine ganz andere Art von Roman erwarten.Es gibt zwar einige witzige Szenen und die Beschreibung typisch englischen Landlebens wirkt schrullig und extravagant. Ansonsten finde ich den Roman eigentlich so gar nicht spaßig. Im Grunde ist er eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema der Immigration, dem Dilemma der Immigranten, die ihre Identität nicht verlieren wollen. Einerseits werden die Menschen ihrer alten Heimat entfremdet, andererseits haben sie auch größte Schwierigkeiten, in dem neuen Land Fuß zu fassen. Am Beispiel von Jack Rosenblum, dessen Name von den Dörflern zu Rose-in-Bloom und von ihm selbst zu Rose verändert wird stellt sich die Frage, wo Anpassung aufhört und Selbstaufgabe anfängt. Zudem verhindert der alltägliche Antisemitismus, dass er sich in England wirklich zu Hause fühlt. Jack will der perfekte Engländer sein, will alles richtig machen. Jemand hat gesagt, dass er in seiner obsessiven Konzentration auf das zu erreichende Ziel und dem von ihm entwickelten konsequent verfolgten Weg dorthin einen Grad von Assimilation erreicht hat, den er nicht einmal ahnt.

“Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand” ist ein lesenswerter, interessanter Roman - mit einigen Längen. Die Beschreibung der Baumaßnahmen ist doch manchmal sehr detailliert..Dennoch würde ich den Roman Lesern empfehlen, die sich mit dem Thema Immigration auseinandersetzen wollen.