In der Fremde ankommen

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tintenhain Avatar

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Wie ergeht es Migranten, die ihr Leben hinter sich lassen und in einem fremden Land neu beginnen? Gibt es eine Balance zwischen der vollständigen Assimilation und dem Festhalten an der eigenen (kulturellen) Identität und der Vergangenheit?

Als Jack und Sarah Rosenblum 1937 aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach England einreisen, bekommt Jack einen Ratgeber in die Hand gedrückt: Neu in England: Nützliche Informationen und freundliche Anleitung für jeden Flüchtling. Fest entschlossen, ein waschechter Engländer zu werden, sämtliche Gepflogenheiten zu verinnerlichen und jede Beobachtung nachzuahmen, befolgt Jack die Anleitung und ergänzt sie stetig bis er 15 Jahre später bei Punkt 150 „Ein Engländer ist in einem Golfclub“ zu scheitern droht. Als Jude mit deutschem Namen wird er in keinem der rennomierten Goldclubs aufgenommen und so beschließt er, sich seinen Traum vom Golfclub selbst zu erfüllen.
Während Jack seinem Traum nachjagt und dabei sprichwörtlich Berge versetzt, entfernt er sich immer mehr von seiner Frau Sarah. Diese hält fest an der Vergangenheit in Berlin und bemüht sich um ein Erinnern mithilfe des Koch- und Backbuches ihrer Mutter.

Natasha Solomon zeichnet in ihrem Romandebüt ein Bild vom romantisch-mystischen England im Aufschwung der 50er Jahre. Ihre Figuren sind anrührend und liebenswert, dabei manchmal jedoch auch kauzig-komisch, aber nie unglaubwürdig. Man spürt die Liebe zu England und dem Leben auf dem Lande, die auch Jack und Sarah ergreift und sie zu einem Teil der Dorfbevölkerung werden lassen. Sarah und Jack gehen sehr unterschiedlich, geradezu gegensätzlich mit ihrer Migrationsgeschichte um, vergessen dabei jedoch beide, dass Ankommen auch bedeutet, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.