Wenn das eigene Glück hintenangestellt wird

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ellen87 Avatar

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Barbara Kunrath bringt im Roman „Wir für uns“ dem Leser näher, dass das eigene Glück eigentlich immer im Vordergrund stehen sollte, aber es oft genug für Bedürfnisse der liebgewonnenen Menschen hintenangestellt wird.
Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und sehr angenehm zu lesen. Die 3377 Seiten sind auf 5 Teile und den Epilog aufgeteilt. In den Teilen, wird zwischen Josie und Kathi hin und her gewechselt.

Die Hauptprotagonistinnen sind Josie und Kathi. Zwei Frauen, die sich zu oft nach den Männern in ihrem Leben gerichtet haben und ihre Träume hintenangestellt haben.
Josie ist 41 Jahre alt, arbeitet als Sozialarbeiterin, hat seit 9 Jahren eine Beziehung mit einem verheirateten Mann (ihr Zahnarzt) und ist das erste Mal schwanger. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist kompliziert, dafür steht sie ihrem Bruder umso näher. Als sie von ihrer Schwangerschaft erfährt ist sie verunsichert und weiß nicht, ob sie sich für ein Kind gewachsen fühlt. Der Kindsvater hingegen will definitiv eine Abtreibung und dann einfach mit den gemeinsamen Dienstagen weitermachen. Doch beim der Beratung bzgl. der Abtreibung kommen ihr Zweifel, ob sie nicht doch lieber Mutter werden will (ihre letzte Chance). Auch wenn sie ihre Beziehung zu Bengt damit aufs Spiel setzt, folgt sie ihrem Bauchgefühl und behält das Kind.
Kathi ist verwitwet, hat einen Sohn und hatte früher ihren eigenen Laden. Immer wieder musste sie sich Vorwürfe anhören, weil sie den Ladenüber ihre Familie gestellt hat. Sie hat sich immer Enkel gewünscht, doch ihr Sohn Max und seine Frau Ida waren auch nach 14 Ehejahren kinderlos. Dass die Ehe in einer Krise steckte und noch mehr hinter der Kinderlosigkeit steckte, erfuhr sie erst nach dem Tod ihres Mannes Werner.

Die beiden Frauen lernen sich kennen, als Josie den Ehering von Werner zu Kathi zurückbringt. Josie hatte den Ring am Tag der Beerdigung auf dem Weg vorm Friedhof gefunden. Schnell freunden sich die Frauen an und jede bestärkt die andere darin, ihre Träume zu leben und sich nicht mehr von Männern in die Schranken weisen zu lassen. Sie helfen sich gegenseitig und lassen es endlich zu, ihr eigenes Glück in den Vordergrund zu stellen. Auch die Nachbarin Melanie und deren Tochter Nela, sowie Max‘s ehemalige Schulfreund Tom werden ebenfalls zu Freunden und sind den beiden Frauen eine Hilfe ihre Träume/Wünsche umzusetzen. Nela ist mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen und diese Angst hat auch Josie’s Mutter bei ihrer Enkelin. Doch Josie liebt diesen „Zellklumpen“ und will es vorab nicht wissen. Die Begegnung mit Nela und Melanie macht ihr bewusst, dass Menschen mit diesem Gendefekt liebenswert und wertvoll sind. Warum Josie’s Mutter so auf diesen Test beharrt, ist ein Familiengeheimnis, was immer gut geschützt wurde.1

Kann man glücklich sein, wenn man für die Liebe seine eigenen Träume vernachlässigt und die Bedürfnisse der Mitmenschen über seine eignen stellt? Barbara Kunrath schreib über 2 Frauen, die durch ihre Verluste und über die Freundschaft lernen, dass das eigene Glück mehr Beachtung finden sollte und dass man mit den richtigen Menschen an seiner Seite vieles schaffen kann.