3,5 Sterne für ein paar logische Schwächen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
annajo Avatar

Von

Rachel und Ben haben sich das letzte Mal auf dem Abschlussball ihrer Uni gesehen. Das ist nun zehn Jahre her. Als Caroline, Rachels Freundin, erzählt, dass sie Ben zufällig begegnet ist, nutzt Rachel die Gelegenheit, ihrem ehemals besten Freund rein zufällig zu begegnen, vielleicht nicht die beste Idee, während Rachel sich sowieso schon in einem Gefühlschaos befindet.

Die Geschichte wird aus Rachels Perspektive erzählt und wechselt zwischen Rückblenden und Gegenwart. Fast im Stil eines Film finden die Übergänge immer mit sich ähnelnden Situationen statt, die ich stilistisch gut gelungen fand. Stück für Stück werden die ehemaligen und aktuellen Gefühle von Ben und Rachel füreinander aufgerollt bis kurz vor Ende endlich klar wird, was damals passierte.

Die Charaktere waren insgesamt überwiegend überzeugend und Rachel eine Sympathieträgerin, mit der man in manch brenzliger oder auch trauriger Situation mitgelitten hat. Was mir beim Lesen allerdings ziemlich auf die Nerven ging, war ihr mangelndes Selbstbewusstsein und ihre Art, sich selbst immer wieder runterzumachen und zwar nicht nur in der Interaktion mit anderen, sondern auch im Zwiegespräch mit sich selbst und dem Leser. Gleichzeitig wird ihr von Männern immer wieder gutes Aussehen attestiert. Wenig glaubwürdig fand ich auch, dass Rachel und ihre Clique alle um die Dreißig sind, aber feiern und beziehungstechnisch handeln wie Erstsemester. Absolut konstruiert wirkte zudem der Grund, warum aus Rachel und Ben zu Uni-Zeiten nichts geworden ist. Ben ist selbstbewusst und souverän, aber ausgerechnet in diesem einen Punkt ist er wie ein Häufchen Elend und versinkt in unglaubwürdigen Selbstzweifeln. Das habe ich ihm in keinster Weise abgenommen und es hat ihn Sympathiepunkte gekostet.

Der Schreibstil hat mir dagegen gut gefallen, auch wenn an manchen Stellen die Spritzigkeit und die Witze etwas bemüht wirkten. Ich bin keine regelmäßige Leserin von Liebesromanen. Daher kann ich nicht beurteilen, wie abgenutzt die vorliegende Handlung ist. Mich hat dieses Buch zwar an Bridget Jones erinnert, gleichzeitig hat es mich aber auch gut unterhalten.

Alles in allem war der Schreibstil locker und die Protagonistin überwiegend sympathisch. Etliche Szenen haben zum Mitfühlen eingeladen und manch eine Wendung war recht unerwartet. Gestört haben mich allerdings die Selbstzweifel diverser Charaktere und das dem Alter nicht immer entsprechende Verhalten. Insofern hatte das Buch ein paar logische Schwächen für mich, war aber trotzdem unterhaltsam. Dafür 3,5 Sterne.