Inhalt hält nicht, was Verpackung verspricht

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evelynmartina Avatar

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Gratulation an den Verlag zu einer gelungenen Aufmachung, Gestaltung und Inhaltsangabe des Buches „Wir in drei Worten von Mhairi McFarlane, die zweifelsohne neugierig machen auf einen amüsanten Liebesroman, in dem angeblich gegooglet wird, Facebook eine Rolle spielt, der zudem noch mit „Zwei an einem Tag“ von David Nicholls verglichen wird!
Alle jungen und jung gebliebenen, überwiegend weiblichen Leser, die dem Trend der Zeit folgen wollen, werden zugreifen.

Auch ich bin wohl darauf reingefallen. Von Besagtem konnte ich in der Geschichte von Rachel und Ben nichts finden, es sei denn, ich habe etwas übersehen. Die Übersetzung des Originaltitels „You had me at hello“, was so viel heißt wie: „Ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt“ und der Bezug zur Handlung sind mir ebenfalls schleierhaft geblieben.

Doch worum geht es?
Rachel und Ben sind Studienfreunde, rein platonisch, versteht sich (oder etwa doch nicht?). Am Uni-Abschlussball passiert etwas, was die beiden scheinbar unwiderruflich auseinanderbringt. Nach 10 Jahren begegnen sie sich zufällig wieder. Welche Wege sind sie in der Zwischenzeit gegangen und was ist aus ihrer Freundschaft geworden?

Was vielversprechend und recht witzig beginnt, verliert meiner Meinung nach im Verlauf des Geschehens seinen Reiz. Betont jugendlich und flapsig erzählt Mhairi McFarlane in Gegenwart und Vergangenheit eine Liebesgeschichte, in der mir schlicht und ergreifend Romantik und echte Gefühle gefehlt haben. Zu den Hauptfiguren konnte ich keine Empathie entwickeln. Zunehmend haben mich der ach so gut aussehende, smarte und in der ganzen Frauenwelt beliebte Ben und die im Gegensatz dazu graue Maus Rachel, die sich ständig unter Wert verkauft, genervt. Mit den exaltierten Nebenfiguren konnte ich ebenso wenig anfangen.
Die Handlung, die das Wesentliche vermissen lässt und sich dagegen Intrigen, Missverständnissen und britischem Life-Style widmet, plätschert leise vor sich hin. Bis man endlich erfährt, was nun in dieser einen Nacht tatsächlich geschah, muss man sich durch Dreiviertel des Buches kämpfen. Ein überraschendes Aha-Erlebnis bleibt dann allerdings aus, wie so vieles im Buch mich nicht überrascht und um so mehr gelangweilt hat.

Bei „Wir in drei Worten“ handelt es sich in meinen Augen um anspruchslose Unterhaltungsliteratur ohne Essenz, die den Kern der Sache leider nicht trifft.