Kein Vergleich mit „Zwei an einem Tag“ :-(

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caillean79 Avatar

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Bei diesem Buch wird immer darauf hingewiesen, es sei für Fans von „Zwei an einem Tag“ eine gute Wahl. Ich muss dem leider widersprechen. Klar, solche Vergleiche treiben oft die Verkaufszahlen in die Höhe, besonders wenn (wie hier) das zitierte Buch eine echte Perle ist und man sich wünscht, wieder so einen tollen Roman zu lesen. Aber in diesem Fall muss ich sagen, ist es wohl wirklich ein rein kommerziell bedingter Vergleich, denn ich fand „Wir in drei Worten“ nicht annähernd so gut wie „Zwei an einem Tag“. Zwar geht die Geschichte in eine ähnliche Richtung (zwei „Königskinder“ finden aus verschiedenen Umständen heraus über Jahre nicht zueinander), aber die großen Gefühle blieben hier aus.

Zwar waren Ben und Rachel recht liebenswerte Charaktere und ich hätte ihnen ihr Glück von Anfang an gegönnt. Aber bereits die Nebencharaktere fand ich nicht mehr gelungen (allen voran das etwas nervige Klischeebündel Mindy, eine indisch-stämmige, oberflächlich erscheinende Tussi – sorry mir fällt gerade kein anderes Wort dafür ein). Der Quotenmann Ivor im Freundeskreis blieb irgendwie blass und Caroline war nicht sonderlich sympathisch, aber wenigstens ein konsequent durchgeschriebener Charakter.

Die Geschichte an sich fand ich etwas fad, vor allem als dann das große Geheimnis gelüftet wurde, warum sich Ben und Rachel von einem Tag auf den anderen für mehr als 10 Jahre aus den Augen verloren haben. Ich habe das alles einfach nur als Missverständnis empfunden, das mit relativ wenig Aufwand innerhalb von 3 Tagen hätte geklärt werden können, wenn denn die Gefühle wirklich auf beiden Seiten soooo tief gewesen sind. Und es erscheint mir einfach unrealistisch, dass es in Zeiten von Google, Facebook & Co. Jahrelang keinen einzigen Hinweis auf den jeweils anderen gegeben haben soll. Mag sein, dass es zum Zeitpunkt ihrer Trennung beim Uniabschluss – das muss ca. im Jahr 2001 gewesen sein – noch anders war, aber wie gesagt: es gibt immer Mittel und Wege. Letztlich ging es ja aber wohl darum, dass beide versucht haben einen eigenen Weg zu gehen und den anderen einfach zu vergessen (was offenbar 10 Jahre lang recht gut geklappt hat). Und dass ihre mehr oder weniger zufällige Begegnung dann plötzlich alle alten Wunden wieder aufreißt. An sich ist diese Idee ja nicht schlecht für ein Buch, trotzdem konnte es mich nicht so richtig fesseln. Irgendwie hat mich die Geschichte nicht so richtig berührt, und das hatte ich bei dieser „Riesen-Ankündigung“ eben einfach erwartet.
Grundsätzlich fand ich den Roman nicht schlecht geschrieben, allerdings bin ich nicht so ganz mit dem Humor der Autorin warm geworden. Es waren ab und zu Sätze/Vergleiche drin, die wohl witzig sein sollten, bei mir aber irgendwie nicht gezündet haben. Was nun entweder heißt, dass ich humorlos bin, oder dass die Witze nicht besonders gut waren. Ein Beispiel: „…mir fehlen vielmehr meine Freunde. Sie wissen instinktiv, wie sie dich am besten abschirmen und vor Gefahren beschützen, wie Geheimagenten. Blaumeise im Anflug, ich wiederhole…“ Hm. Fand ich irgendwie nicht witzig. Eher pubertär.

Oder: „Ich habe keine Ahnung ob Gretton ein Privatleben im konventionellen Sinne hat oder ob ihm um 17 Uhr dreißig ein Schweif wächst und er sich, gehüllt in eine Wolke knallgrüner Spezialeffekte, in einen offenen Kanalschacht schlängelt.“ Hm. Kenne leider die Comicfigur nicht, auf die sie da offenbar Bezug nimmt. Konnte also wieder nicht lachen.

Diesen Humor fand ich irgendwie merkwürdig an einigen Stellen. Überhaupt war das Buch manchmal so auf jugendlich-witzig getrimmt, dass darunter die Handlung ein wenig gelitten hat. Obwohl man auf jeden Fall sagen muss, dass es trotzdem (oder wahrscheinlich deswegen) recht flüssig zu lesen war .

Was mir außerdem ein wenig merkwürdig vorkam – aber da kann die Autorin überhaupt nix dafür – war der deutsche Titel. Während ich den Originaltitel „You had me at hello“ angesichts der Handlung für sehr passend halte, kann ich selbst nach der Lektüre den deutschen Titel nicht so recht nachvollziehen. Wir in drei Worten… welche 3 Worte? Ben, Rachel,…. Chaos? Ich habe auch keine Stelle im Buch gefunden, worauf sich der Titel direkt beziehen könnte. Ich hätte es ja noch nachvollziehen können, wenn einer von beiden das mal gesagt hätte. Aber auch das kam nicht vor. Sehr komisch. Klar gibt’s keine kurze, knackige Übersetzung von You had me at hello. Man kann das Buch ja schlecht nennen: Ich hab war dir schon verfallen, als du das erste Mal Hallo zu mir sagtest. Aber vielleicht wäre sowas wie „Vom ersten Augenblick“ die treffendere Variante gewesen, die auch der Intention der Autorin nahe gekommen wäre!?

Naja, wie man an meiner ganzen Rezension merkt, bin ich nicht sonderlich glücklich geworden mit dem Buch. Was nicht heißen soll, dass es total schlecht ist. Es hat nur einfach nicht die Vorstellungen und Erwartungen erfüllt, die ich angesichts der Ankündigungen im Klappentext hatte. Wer vorurteilsfrei an den Roman herangeht und ihn als netten „Frauenroman“ liest, wird ihn sicherlich mögen. Diese Qualität hat er allemal. Deshalb zumindest 3 Sterne. Der Roman an sich kann schließlich nichts für meine Erwartungen.