Adel verpflichtet

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mel.e Avatar

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"Wir sind schließlich wer" macht mir deutlich, wie viel einfacher das Leben ist, wenn man nicht auf Prestige und Etikette achten muss, da meinem Namen das von und zu fehlt und auch mein Bankkonto nicht so reich gefüllt ist. Darauf achten zu müssen, sich nicht unter Stand zu verheiraten ist wirklich mühselig und bedeutet im schlimmsten Fall ein gebrochenes Herz. Hier wird mehrfach deutlich, das auch bei den Reichen und Schönen nicht alles nur nach Plan verläuft und das ist, was mich letztendlich überzeugen konnte. Es ist ein Roman, der fiktiv in eine Familie hineinsehen lässt, die einige Kämpfe ausfechten muss, um zusammen zu wachsen.

Die Geschwisterbeziehung zwischen Anna und Maria ist gebrochen und fügt sich im Verlauf der Story langsam wieder zusammen, was aber lediglich dem geschuldet ist, das Sascha verschwindet und scheinbar entführt wurde. Hier wird eine Spannung aufgebaut, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht und mir das Lesen sehr bereichern konnte. Lediglich Alltagsprobleme zu beleuchten hätte leicht fade gewirkt. Die Autorin webt einige schmerzliche Begebenheiten in den Roman, die manchem Verhalten einen Sinn geben konnten. Was immer noch sinnlos erscheint ist das Aufrecht erhalten wollen des guten Namens, der durch Betrug einen Knacks bekommt und sich zunächst auch nicht wiederherstellen lässt. Mutter von Betteray ist mir bis zum Ende hin unsympathisch, da sie einen großen Anteil an dem Zerwürfnis der Schwestern hat.

Anna steht zwischen den Stühlen, da sie als Pastorin eine große Aufgabe übernommen hat, die sie nicht komplett ausfüllen kann, da sie sich um ihre Familie kümmern muss. Sie eckt hier und da an und die Gemeinde aus Alpen sind ihr nicht immer wohlgesonnen. Hierbei entstehen zum Teil sehr amüsante Begebenheiten, die dem Roman nicht schaden, da sonst Traurigkeit und Schmerz Überhand genommen hätten.

Manche Erkenntnisse über das Verhalten von Maria empfand ich als sehr authentisch, denn es geschieht vielfach, das Menschen ihre Probleme im Alkohol ertränken, damit es ertragbar wird.

Insgesamt ein runder, gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehlen möchte. Es ist ein Roman der Problemlösung und dem Annähern aneinander, wenn die Welt aus den Fugen gerät. Wunderschön geschrieben zuweilen, nachdenklich stimmend und einem Ende, wie ich es mir für alle Beteiligten gewünscht hätte. Manche Aussprachen hätten schon vorher stattfinden müssen, damit sie nicht zerschlagen, sondern dienlich sind zu heilen.