Adlige Familiengeschichte

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aoibheann Avatar

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Anna von Betteray vertritt den erkrankten Dorfpfarrer in einer kleinen Gemeinde am Niederrhein. Mitte dreißig, geschieden und mit Hund - das kommt den eingesessenen Gemeindebewohnern suspekt vor. Und so wird die neue Pfarrerin zunächst kritisch in Augenschein genommen, während Anna darum bemüht ist in der Gemeinde Fuß zu fassen und auch ein wenig frischen Wind unter die Leute zu bringen. Gleichzeitig steht vor der großen Herausforderung ihrer Schwester Maria unter die Arme greifen zu müssen. Denn das Leben ihrer Schwester zerbricht von einem Moment auf den anderen. Und damit kommt auch das nach außen dargestellte Leben der Familie von Betteray ins Wanken. Anna steht also zwischen allen Stühlen, erfährt schreckliches und erstaunliches und versucht zu helfen wo nur möglich.

Anne Gesthuysens Bücher haben mir bisher wunderbar gefallen und ich habe sie sehr gerne gelesen. Über ein neues Buch habe ich mich daher unheimlich gefreut. Ich bin nicht direkt enttäuscht, aber es ist auch nicht ganz das, was ich mir erwartet habe. Ich mag einfach den Schreibstil der Autorin und ihre Art, die Grundrisse einer Geschichte zu gestalten. Der Ort und die Menschen, ihre Sprache, die Umgebung und die kleinen Eigenheiten die zwischenmenschlich dazugehören. Eine gute Portion Humor darf natürlich auch nicht fehlen. Und ich persönlich fand es sehr amüsant, dass es nach zwei Seiten direkt schon mal ein Schnäpschen gab - mir hat's gefallen!
Weniger gefallen haben mir dieses Mal einige Figuren. Ich bin von Anne Gesthuysen eine sehr feinfühlige Art der Gestaltung ihrer Figuren gewohnt. Bei Anna von Betteray und auch Tante Ottilie ist ihr das auch durchaus gelungen. Die Dorfbewohner und auch Annas Familie empfinde ich als extrem garstig und überzogen. Auch der Tratsch aus der Gemeinde ist schon fast bösartig. Mir kommt es vor, als reihe sich ein Klischee an das andere.

Mir persönlich liegt der Fokus auch zu sehr auf Marias Leben und die Suche nach ihrem Sohn. Auch wenn Anhand von Rückblicken gut erklärt wird, wie das heutige Verhältnis der Schwestern zustande gekommen ist, kommt mir Anna hier einfach zu kurz. Ich hätte z.B. gerne mehr über Annas Arbeit in der Gemeinde erfahren. Auch wenn Anna "ihre" Gemeinde am Ende doch noch von einer anderen Seite kennenlernt und von ihr überrascht wird - das Ende ist mir persönlich zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen und es bleibt zu viel Ungesagtes im Raum.
Insgesamt war es ein angenehm zu lesendes Buch, an die vorigen Bücher der Autorin kommt es für mich aber leider nicht heran.