Muntere Lebensgeschichte einer Pastorin

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sonnenkind23 Avatar

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Anna ist die Hauptperson in diesem Roman. Es scheint, als irrte sie auf verschiedenen Wegen in ihrem Leben, um ihre wahre Berufung zu finden. Sie ist nun Pastorin und tritt ihre erste Stelle als Vertretung für einen Pastor des niederrheinischen Dorfes Apen an. Und das ist nicht einfach. Die Dorfbewohner reagieren zumeist argwöhnisch oder sogar hinterhältig auf sie. Doch gibt es hier ein paar Ausnahmen, die sie durchaus warm willkommen heißen.

Anna ist Mitte dreißig und ist eine von Betteray. Sie gibt nichts auf diesen adeligen Namen. In der Kindheit mehr Junge als Mädchen war sie für allen Schabernack zu haben. Es konnte ihr nicht hoch oder schmutzig genug sein. Ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester Maria. Die Prinzessin der Mama, bemuttert, bemüht und schließlich noch gräflich verheiratet tut sie alles, mehr Schein als Sein zu wahren. Und genau hier zeigt sich, dass Anna letztendlich doch – gegen allen Unkenrufen der Familie – den für sie richtigen Lebensweg eingeschlagen hat. Durch ihr großes Herz und liebevolle Art, die sie allen Menschen entgegenbringt, steht sie auch immer an der Seite ihrer Familie. Trotzdem ihre Schwester sich eher spöttisch ihr gegenüber verhält.

Großtante Ottilie ist diejenige, die nichts auf ihre Lieblingsnichte Anna kommen lässt. Mit einer großen Portion Humor stellt sie sich dem Leben und ist mehr als einmal der Anker in Annas Dorfleben (neben ihrem Hund Freddy, der ihr nur ungern von der Seite weicht).

Sehr schön finde ich die Art und Weise, wie alle Personen, die in dem Roman vorkommen, beschrieben und der Leserin/dem Leser nähergebracht werden. Jeder hat seine Persönlichkeit und da erzeugt selbst eine dörfliche Tratschtante Sympathien in einem.

Das Buch spielt zwar in der Gegenwart, immer wieder finden sich jedoch Rückblenden, die mir manches Mal nicht so gefallen haben. Erstens waren diese meist unschönen Erinnerungen an die Kinder-/Jugendzeit von Anna und Maria und zweitens rissen sie mich aus der eigentlichen, vordergründigen Geschichte. Aber gerade aufgrund dieser Rückblenden versteht man später die ein oder andere Haltung der Schwestern gegenüber der anderen.

Der Schreibstil ist bereits auf den ersten Seiten sehr einladend und man liest gerne weiter. Es wird ein Spannungsbogen aufgebaut, obwohl man das gar nicht erwartet hat.  Denn plötzlich zerbricht Marias heile Welt – der Ehemann festgenommen, der 11jährige Sohn verschwunden wird das Buch plötzlich zu einem kleinen Krimi. Und da zeigt sich, dass die Dorfbewohner doch anders können. Der Sprachstil ist gängig gut ohne Floskeln oder Schimpfwörter. Immer wieder gibt es Wendungen, die man so nicht erwartet hat. Das Buch ist durchzogen von Humor und ironischen Passagen, trotz aller Widrigkeiten in Annas Leben, was mir sehr gut gefällt.

Das Cover wird mit dem Lesen des Buches klarer – Schwestern, die gemeinsam aufwachsen, grundverschieden sind und sich jede auf ihrem Weg des Lebens befindet.

Der Roman ist für mich klar empfehlenswert für alle, die weder ein tiefgründiges, philosophisches Buch noch einen Urlaubsroman erwarten. Speziell und auf seine Art klasse!