Unterhaltsamer Schreibstil, aber unglaubwürdige Story und schwache Charaktere

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Mein erster Roman der hochgelobten Anne Gesthuysen ist „Wir sind schließlich wer“, in dem sie von Pfarrerin Anna und ihrer adligen Familie erzählt. Als das Leben ihrer Schwester Maria aus den Fugen gerät, rücken die beiden Schwestern wieder näher zusammen und müssen sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.

Anne Gesthuysens Schreibstil hat mich gleich gepackt, sodass ich nur so durch den Roman geflogen bin. Ihre Darstellung des niederrheinischen Lokalkolorit überzeugt wirklich. Weniger Anklang fand bei mir allerdings die Geschichte an sich. Vieles scheint mir zu gewollt, zu weit hergeholt, viel zu unglaubwürdig, auch für einen Unterhaltungsroman. Außerdem waren viele Teile der Story sehr vorhersehbar.

Was das Ganze noch verstärkt, ist die Charakterzeichnung. Für mich sind fast alle Figuren zu überzeichnet, klischeehaft und unglaubwürdig, ebenso wie deren plötzliche 180-Grad-Drehung. Die Protagonistin Anna, die leider viel zu wenig in ihr Seelenleben blicken lässt, bleibt dagegen blass und unnahbar. Einzig die schrullige Tante Ottilie hat mir gut gefallen. Auch das Thema Glaube, das immer nur kurz angeschnitten wird, wenn es um Annas Beruf geht, ist mir zu oberflächlich behandelt worden.

„Wir sind schließlich wer“ ist ein unterhaltsamer Roman, mit einigen Abstrichen, was die Story und Figuren betrifft.