Anders "schön"

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sasto19 Avatar

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Beide Söhne von Jean Louis-Fournier sind behindert. Nachdem der erste Sohn direkt nach der Geburt offensichtlich körperlich und geistig behindert war, drängte sich alle Hoffnung auf ein "normales" Kind in die Geburt des zweiten Kindes, aber auch hier stellte sich nach einiger Zeit die gleiche Behinderung ein.

Fournier schreibt sich seine Gedanken und Erlebnisse mit seinen Söhnen Mathieu und Thomas von der Seele - für seine Söhne, die aber nie ein Buch lesen werden. Die Gefühle, meist traurig und ungeduldig, manchmal zynisch und sehr erschreckend ehrliche Beschreibungen über den Zustand seiner Söhne reissen mich als Leser sehr mit. Manchmal muss man lächeln, oft jedoch ist es so knallhart deprimierend und traurig, dass ich schon einen dicken Kloß im Hals habe.

Einerseits sehr nachvollziehtbar - denn wer ist schon wirklich ein Engel in dieser Welt und denkt insgeheim nicht ähnlich, äußert sich jedoch offen nur korrekt - anderseits denke ich, auch Kinder oder Menschen mit Behinderung zeigen mir, dass auch sie sehr liebenswerte Geschöpfe sind, auch wenn sie die gesellschaftlichen Erwartungen nicht erfüllen. Ich denke, dieses Leben mit beiden behinderten Söhnen ist sehr hart und letztendlich möchte man auch nicht freiwillig  tauschen. Doch auch für diese ist das Leben lebenswert, und so manches kann man auch von ihnen lernen.

Das Buch scheint optisch keine Reihenfolge zu haben, oder doch: Fournier reiht seine Gedanken aneinander und beschreibt scheinbar, was ihm so einfällt. Doch die macht auch einen gewissen Charme aus, Höhen und Tiefen wechseln sich so stetig ab, dass man selbst hin- und her gerissen wird. Ein "anders" schönes Buch und ich denke, absolut lesenswert mit dem notwendigen Taschentuchvorrat!