Bedrückend und gleichzeitig humorvoll...

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schmunzlmaus Avatar

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"Wenn man über behinderte Kinder spricht, macht man meist ein betretenes Gesicht, als redete man über eine Katastrophe." Dieses Zitat trifft den Nagel auf den Kopf. Tatsächlich ist es eine kleine Katastrophe, wenn man erfährt, dass sein eigener Nachwuchs nie in der Lage sein wird, etwas zu lesen, zu lernen, zu arbeiten und selbst Nachwuchs zu zeugen. Und wenn einem das gleich zweimal hintereinander passiert, trifft es einen umso härter.

Trotzdem muss man versuchen, das Kind zu akzeptieren, wie es ist und es trotz allem zu lieben. Dass das nicht immer einfach ist, bringt Jean-Louis Fournier eindrucksvoll in seinem Buch rüber. Wie kann man ein Kind lieben, das nicht wirklich lebensfähig ist, bei dem keine Hoffnung besteht. Wie kann man so gestraft werden, gleich zwei behinderte Kinder zur Welt gebracht zu haben?

Natürlich sucht man die Schuld bei sich, bei den Vorfahren - irgendworan MUSS es ja liegen.

Auf eine bedrückende und gleichzeitig sarkastisch humorvolle Weise beschreibt der Autor unverblümt seine Gefühle bei der Geburt, der Diagnose, den Aufmunterungsversuchen von Freunden und beim Autofahren.

Schon in dieser kurzen Leseprobe, kann man sich richtig gut in den Vater hineinversetzen. Der Stil ist einfach, enthält kurze Sätze und Abschnitte. Es soll den Stil eines Briefes an seine Kinder haben - und so liest es sich auch. Kein "normaler" Mensch dürfte wohl so unverblümt über die Liebe und den Hass zu seinen Kindern schreiben, wie ein Vater behinderter Kinder. Sicher ein Tabubruch, der nicht jedem gefallen dürfte, aber sicher auch eine Hilfe für Eltern behinderter Kinder, wenn sie lesen, dass es anderen Menschen ähnlich geht wie ihnen.

Ich bin schon sehr gespannt auf den Rest des Buches.