Ergreifend - aber nicht rührselig

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xirxe Avatar

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Jean-Louis Fournier, der Autor dieses Buches, hat zwei Söhne, die von Geburt an schwer geistig und körperlich behindert sind. Vielleicht kann man es sich ansatzweise vorstellen, wieviel Kraft und Mühe es kostet, ein behindertes Kind zu haben, es zu lieben, zu betreuen, immer mit dem Wissen, dass man es nie zu einem erwachsenen selbständigen Menschen heranwachsen sehen kann. Aber gleich zwei Kinder? Fournier und seiner Frau ist dies widerfahren.

In seinem Buch berichtet er über diese Zeit - vielleicht ist es auch ein Versuch, sich den Kummer und das schlechte Gewissen von der Seele zu schreiben: den Kummer, kein gesundes Kind zu haben. Und das schlechte Gewissen, seine Söhne nicht genug zu lieben: sich gewünscht zu haben, sie wären nicht da, lieber gestorben - was auch immer.

Es ist kein Roman im herkömmlichen Sinne mit einer stringenten Handlung. Einzelne Momentaufnahmen werden beschrieben mit den Gedanken und Überlegungen, die Fournier sich in diesem Augenblick machte. Seine sarkastischen Bemerkungen, die mich im ersten Augenblick eher abstießen, sind aber vermutlich seine Art, mit dieser Situation umzugehen ohne in permanentes Selbstmitleid zu verfallen. Vielleicht fällt es ihm so auch leichter, seinen Schmerz zu verbergen.

Ein sehr vielversprechendes Buch!