Hartes Thema, harte Sprache...

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die der Autor hier verwendet. Jean-Louis Fournier schreibt einen offenen Brief in Form eines Buches an seine zwei behinderten Söhne, von denen einer bereits verstorben ist. Dabei bedient er sich einer Sprache, die für ein mitfühlendes Herz grenzwertig ist. Er schreibt kompromisslos offen von seinen Gefühlen, seiner Enttäuschung über seine Kinder und seinen Neid auf Eltern gesunder Kinder.

Mir kamen seltsame Gedanken bei dieser Leseprobe: Liebt er seine Kinder überhaupt nicht? Wie muss er sich jahrelang gequält haben im Umgang mit ihnen? Meint er das wirklich ernst, wenn er schreibt, er wollte seinen Sohn am liebsten aus dem Fenster werfen? Ich fürchte fast ja. Nun, er hat es nicht gemacht, und das ist auch gut so! Aber in mir ist langsam der Hass auf diesen Mann aufgestiegen. Ich bin sicher, dass das Leben mit behinderten Kindern äußerst schwierig sein kann und einen an die Grenzen der psychischen und physischen Belastbarkeit bringen kann, aber die Art, wie Fournier sich hier äußert, ist meiner Meinung nach teilweise geschmacklos und eigentlich nicht dazu geeignet, veröffentlich zu werden. Gefühle dieser Art sollte man meiner Meinung nach mit Familie, Freunden, vielleicht auch einem Psychologen oder Psychiater austauschen, aber auf diese Weise das Privatestes nach außen zu kehren ist hart.

Dennoch rannten die Seiten beim Lesen nur so dahin, und der Autor hat zumindest etwas in mir bewegt. Wenn es das war, was er erreichen wollte, hat er es geschafft. Vielleicht wandelt sich das Buch noch, und es kommt doch noch wenigstens etwas Liebe in die Beziehung Fourniers zu seinen Kindern - ich würde es mir wünschen und das Buch lesen.