Jean-Louis Fournier: Wo fahren wir hin, Papa?

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mandylein Avatar

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Zuerst wollte ich diese Leseprobe gar nicht lesen, da mich der Titel und der kurze Text neben dem Cover überhaupt nicht ansprachen. Trotzdem habe ich sie nun doch gelesen und bin eigentlich froh darüber. Es mag nicht einfach sein ein behindertes Kind aufzuziehen, noch schwerer, wenn es gleich zwei sind. Ich finde es toll, wie sich der Vater seine Gedanken von der Seele schreibt, die er sonst vielleicht mit niemandem hätte teilen können. Oft gibt es ja Dinge, die man mit Niemandem bereden möchte. Durch ein Buch hat er sein "Gegenüber" gefunden.

Der Schreibstil ist leicht gehalten und somit kann man die Leseprobe gut durchlesen. Man hängt nicht irgendwie rum. Ich finde die gewählten Worte von Fournier ziemlich treffend. Manches mag man sich als Aussenstehender sicher denken können, doch so gebündelt vorgesetzt wie hier, das kann man sich ohne das Buch zu lesen, wohl kaum vorstellen. Es ist eben nichts "Normales", 2 solche Kinder groß zu ziehen. Nicht nur Fournier verdient viel Respekt und Lob. Ist man nicht selber in dieser oder ähnlicher Situation, denke ich schon, dass man sich schneller damit überfordert vorkommen würde. 

In manchen Absätzen des Textes kommt es mir so vor, als ob sich Fournier selbst die Schuld gibt für die Kinder. Doch woher soll man bei der Zeugung von Kindern schon so etwas erahnen können? Die Wege des Schicksals sind manchmal grausam. Anfangs beschreibt er nur den älteren Sohn und sein Leben. Als dieser zwei ist und seine Frau erneut schwanger, träumt er sicher schon davon ein "normaler" Vater zu sein. Doch alle Wünsche zerschlagen sich kurz nach der Geburt, als der Arzt ihnen mitteilt, das Thomas seinem Bruder immer ähnlicher werden würde. In diesem Moment würde wohl nicht nur diesen Eltern der Boden unter den Füßen weggezogen werden und die Welt einstürzen. 

Ich bewundere den aufgebrachten Mut, sich alles von der Seele zu schreiben. Das kann nicht jeder.