Mathieu und Thomas

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buecherfan.wit Avatar

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Jean-Louis Fournier wendet sich in seinem Buch Wo fahren wir hin, Papa? direkt an seine Söhne Mathieu und Thomas.

Mathieu war der Ältere, Thomas ist zwei Jahre jünger. Mathieu ist bereits verstorben. Beide Kinder sind bzw. waren

seit ihrer Geburt schwer behindert. Fournier schreibt über seine Söhne, damit sie nicht vergessen werden, damit

sie nicht nur ein Foto auf einem Behindertenausweis bleiben. Es ist eine Liebeserklärung, aus der das Leid und die

Verbitterung sprechen, keine gesunden, normalen Kinder zu haben. Fournier liebt seine Kinder, aber er hat auch

Schuldgefühle, glaubt, als Vater nicht genug geleistet und geliebt zu haben. Er jammert nicht, aber die Probleme des

Alltags mit behinderten Kindern werden sehr deutlich. Er erzählt mit Witz und Ironie, aber das Lachen bleibt nicht

nur ihm in der Kehle stecken, z.B. wenn ihn Mathieus unaufhörliches "brmmmmmm-brmmmm" an das Autorennen von

Le Mans erinnert ("Am schlimmsten ist es, wenm er an den 24-Stunden von Le Mans teilnimmt, die ganze Nacht ohne

Auspufftopf fährt.") oder wenn er für Mathieu, der sich nicht einmal alleine aufrichten kann, den Beruf des  Kfz-

Mechanikers vorsieht ("Einer, der im Liegen arbeitet. Wie jene, die in Werkstätten ohne Hebebühne den Unterboden

der Autos reparieren."). An anderer Stelle lässt er witzig Medienkritik einließen: "(Mathieu) sieht nie fern, ist auch

nicht nötig, er hat´s auch so zum geistig Behinderten gebracht." Diese Beispiele geben den Ton vor, wecken

Interesse daran, das ganze Buch zu lesen. Die Leseprobe zeigt, dass es gut geschrieben ist, aber auch, dass das

kein unbeschwertes Lesevergnügen wird.