Ambivalent.

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zauri Avatar

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Fourniers Buch ist in verschiedener Hinsicht ungewöhnlich - vor allem aber durch seine schonungslose Offenheit. Die Gefühle des Vaters gegenüber seinen geistig und körperlich behinderten Kindern schwanken zwischen Verbitterung, die sich in zynischem Sarkasmus äußert (der manchmal wirklich schwer zu ertragen ist) und der Liebe, die er trotz allem ehrlich empfindet, auch wenn er das oft nicht spüren kann.

Die Lebensgeschichte wird in Abschnitten erzählt, die nicht konsistent zusammenhängen, sondern oft durch Zeitsprünge getrennt sind; Vieles bleibt im Unklaren (so z.B. das Schicksal der Tochter, die als einziges der drei Kinder unter keiner Behinderung leidet) und streckenweise schreibt Fournier hauptsächlich über sich selbst, über das Gefühlschaos, das seine Kinder in ihm auslösen. Er scheint zerrissen zwischen der Bitterkeit über das Schicksal, das ihn nach einem behinderten Kind noch ein zweites beschert hat; seiner Unfähigkeit, seine Enttäuschung  zu verbergen; den Anforderungen, ein guter Vater zu sein, die er auch an sich selbst stellt - und nicht zuletzt wünscht er seinen Kindern ein besseres Leben, in dem sie all das können, was "normale" Kinder können.
Sein Sarkasmus tut manchmal weh und ist dennoch verständlich; streckenweise driftet Fournier aber meiner Meinung nach zu sehr in Selbstmitleid ab, das nicht ganz gerechtfertigt ist - schließlich ist es nicht nur sein Schicksal, sondern vor allem auch das seiner beiden Söhne, die noch nicht einmal äußern können, ob sie gerne ein anderes Leben hätten.

Zeitweise fand ich den Schreibstil sehr anstrengend, die kurzen Kapitel lassen kaum einen durchgehenden Lesefluss zu und dennoch gibt es nie einen wirklichen Punkt, an dem ein Kapitel endet und an dem man stoppen kann. Insgesamt liest es sich jedoch recht gut und schnell; es ist kein Buch für eine lange Lektüre, sondern eher für "mal eben zwischendurch", was allerdings nicht recht zum Inhalt passt.

Insgesamt bleibt zu sagen: es ist ein berührendes, aufwühlendes Buch, das seine Lektüre wert ist - auch wenn Fournier stellenweise zu sehr ins Hadern mit seinem Schicksal als Vater abdriftet.