Das wahre Leben

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avathea Avatar

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Jean-Louis Fournier schreibt in seinem Buch „Wo fahren wir hin, Papa?“ über das wahre Leben mit seinen beiden behinderten Söhnen Mathieu und Thomas. Dieses Leben ist, wie sich der Leser schon vor Beginn der Lektüre vorstellen kann, nicht immer einfach und diese Tatsache drückt der Autor auch immer wieder voller Ehrlichkeit aus, was dem Leser manchmal lieblos vorkommen kann. Es ist aber eher die tiefe Verzweiflung und Enttäuschung von Fournier, die zum Ausdruck kommt, wenn er schreibt, wie gerne er gesunde und „normale“ Kinder gehabt hätte, um stolz auf sie zu sein und um ihre Entwicklung beobachten zu können. Aber seine Kinder entwickeln sich nicht weiter. Thomas, der zweitälteste, küsst mit 18 Jahren noch seinen Teddybären und Mathieu schafft noch nicht mal etwas zu malen. Sie besuchen keine Schule, keine Universität und einer Arbeit können sie ebenso wenig nachgehen. Alles Dinge, die für die meisten Eltern mit gesunden Kindern normale Alltäglichkeiten sind, kann Fournier mit seinen beiden Söhnen nicht erleben. Er versucht nichts zu beschönigen, sondern erzählt dem Leser die Wahrheit, auch wenn diese nicht immer bequem zu sein scheint. Negative oder „böse“ Gedanken in Bezug auf seine Söhne werden ebenso angesprochen, die einerseits hart sind, aber andererseits auch nachvollziehbar. Mit Ironie und Sarkasmus versucht Fournier die Realität zu entschärfen und erträglicher zu machen und er bemüht sich ein guter Vater zu sein. Dies kommt immer wieder zum Ausdruck, auch, wenn er es nicht immer schafft, denn er ist nun mal kein Engel. Dafür ist er aber ein Vater, der nicht aufgibt.

 

Das Buch und die Gliederung, die episodenhaft Fourniers Leben mit seinen behinderten Söhnen erzählt, haben mir sehr gut gefallen. Besonders wegen den offenen und ehrlichen Worten, die sicherlich zur persönlichen Verarbeitung vom Autor benutzt wurden. Eltern, die selbst mit behinderten Kindern zusammenleben, kann dieses Buch zeigen, dass sie nicht alleine sind, sondern dass viele ihr Schicksal teilen. Und den Eltern mit gesunden Kindern wird dieses Buch vielleicht zu mehr Dankbarkeit verhelfen. Ein lesenswertes Buch, nicht nur für Eltern.