Ein ungewöhnliches Buch

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snuuuke Avatar

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Der in Frankreich sehr bekannte Autor Jean-Louis Fournier schreibt in seinem Buch "Wo fahren wir hin, Papa?" aus der Ich-Perspektive eines Vaters von zwei schwerbehinderten Söhnen. Dabei handelt es sich um keine zusammenhängende Geschichte, vielmehr um immer wenige Zeilen umfassende Ausschnitte (daher ist das Buch auch vergleichsweise sehr kurz). Doch gerade diese kurzen, scheinbar nebenbei hingekritzelten Aussagen stecken voller Gefühl und Gedanken: Manchmal lustig, manchmal traurig, oft voller schwarzem Humor, schier brutal, aber immer offen und ehrlich.

Der Autor erzählt uns die schonungslose Wahrheit, wie er sie erlebt hat, ohne Rücksicht auf Verluste und auf die Gefahr hin, grob zu wirken. "Wenn ein Kind sich mit Schokopudding beschmiert, lachen alle; wenn das Kind behindert ist, lacht keiner." Und genau diese Kluft aus Betretenheit versucht Jean-Louis Fournier zu durchbrechen - mit Erfolg, wie ich finde. Sicher sind seine Äußerungen oftmals grob und hinterlassen ein flaues Gefühl im Magen, "wie kann der nur so gemein sein?". Doch wenn man ehrlich ist, gibt es wohl keinen Menschen, der sich nicht manchmal das schlimmste ausmalt und einfach nur genervt - auch von seinen eigenen Kindern - ist. Es ist schwer das zuzugeben, umso bewundernswerter finde ich die Offenheit, mit der der Autor mit dem Thema umgeht.

Viel mehr gibt es über das Buch auch nicht zu sagen - man muss es selbst erleben, selbst die kurzen Gedankenstücke weiterspinnen, selbst zwischen Bewunderung und Verachtung, Humor und Trauer stehen. Auf jeden Fall ein ehrliches, selbstkritisches Buch, nicht für Zartbesaitete, das zum Nachdenken anregt.