Mathieu und Thomas Fournier
Jean-Louis Fourniers Buch "Wo fahren wir hin, Papa?" ist ein autobiographischer Text, in dem er über seine Erfahrungen
mit seinen beiden behinderten Söhnen Mathieu und Thomas berichtet. Mathieu ist bereits mit 15 Jahren nach einer Operation verstorben, die die gekrümmte Wirbelsäule aufrichten sollte, der zwei Jahre jüngere Thomas hat überlebt
und ist gegen Ende des Buches 30 Jahre alt. Fournier hat sich vorgenommen, mit einem Lächeln über seine Kinder zu
reden. Das gelingt ihm auch zum Teil, obwohl seine Scherze oft ziemlich makaber wirken und die Zuhörer, z.B. die
Angestellte Josée, verstört reagieren. Er will nicht jammern, und er tut es auch nicht. Mit voller Absicht durchbricht
er die Erwartungen der anderen, weil er weiß, dass die normale Reaktion auf seine Situation mitleidige Blicke und zur
Schau gestellt Betroffenheit sind. Typischerweise thematisiert er in einer Fernsehsendung, in der er über seine
Kinder spricht, das Lachen, und genau dieser Teil wird nicht gesendet, um andere Eltern nicht zu schockieren.
Überall in seinem Bericht wird deutlich, dass er seine Vögelchen liebt, aber auch, dass er sich schuldig fühlt, dermaßen
behinderte Kinder in die Welt gesetzt zu haben. Es wird nicht nur sein Schmerz deutlich, sondern auch das qualvolle
Leben der schwerbehinderten Kinder. Als kleiner Junge hat z.B. Mathieu oft herzzerreißend geweint, und sein Vater
hat Mühe, sich an ein Lächeln dieses Kindes zu erinnern. F'ournier hätte sich normale Kinder gewünscht, und er stellt
sich immer wieder vor, wie anders sein und ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht behindert gewesen wären. Er
zählt oft auf, was sie verpassen und was er mit ihnen nicht erleben durfte, vor allem bedauert er immer wieder, dass
er ihnen die Schönheit der Malerei und der klassischen Musik nicht nahebringen konnte. Besonders schmerzlich ist für
ihn, dass sie keine Fortschritte machen, dass sie sich im Gegenteil noch weiter zurückentwickeln und die geringen
Fähigkeiten und die wenigen Interessen, die sie als Kinder hatten, auch noch verlieren. Am Ende des Büchleins hat der
Leser den Eindruck, dass er nie darüber hinweggekommen ist, schwerbehinderte Kinder zu haben, zumal auch die
Beziehung zu seiner Ehefrau (unter der Belastung?) zerbricht.
Mich hat Fourniers Buch sehr beeindruckt, auch wenn sein Schicksal weit von der eigenen Lebenserfahrung entfernt
ist. Auf jeden Fall werden die eigenen Kümmernisse und Sorgen durch die Lektüre seines Berichts stark relativiert.
mit seinen beiden behinderten Söhnen Mathieu und Thomas berichtet. Mathieu ist bereits mit 15 Jahren nach einer Operation verstorben, die die gekrümmte Wirbelsäule aufrichten sollte, der zwei Jahre jüngere Thomas hat überlebt
und ist gegen Ende des Buches 30 Jahre alt. Fournier hat sich vorgenommen, mit einem Lächeln über seine Kinder zu
reden. Das gelingt ihm auch zum Teil, obwohl seine Scherze oft ziemlich makaber wirken und die Zuhörer, z.B. die
Angestellte Josée, verstört reagieren. Er will nicht jammern, und er tut es auch nicht. Mit voller Absicht durchbricht
er die Erwartungen der anderen, weil er weiß, dass die normale Reaktion auf seine Situation mitleidige Blicke und zur
Schau gestellt Betroffenheit sind. Typischerweise thematisiert er in einer Fernsehsendung, in der er über seine
Kinder spricht, das Lachen, und genau dieser Teil wird nicht gesendet, um andere Eltern nicht zu schockieren.
Überall in seinem Bericht wird deutlich, dass er seine Vögelchen liebt, aber auch, dass er sich schuldig fühlt, dermaßen
behinderte Kinder in die Welt gesetzt zu haben. Es wird nicht nur sein Schmerz deutlich, sondern auch das qualvolle
Leben der schwerbehinderten Kinder. Als kleiner Junge hat z.B. Mathieu oft herzzerreißend geweint, und sein Vater
hat Mühe, sich an ein Lächeln dieses Kindes zu erinnern. F'ournier hätte sich normale Kinder gewünscht, und er stellt
sich immer wieder vor, wie anders sein und ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht behindert gewesen wären. Er
zählt oft auf, was sie verpassen und was er mit ihnen nicht erleben durfte, vor allem bedauert er immer wieder, dass
er ihnen die Schönheit der Malerei und der klassischen Musik nicht nahebringen konnte. Besonders schmerzlich ist für
ihn, dass sie keine Fortschritte machen, dass sie sich im Gegenteil noch weiter zurückentwickeln und die geringen
Fähigkeiten und die wenigen Interessen, die sie als Kinder hatten, auch noch verlieren. Am Ende des Büchleins hat der
Leser den Eindruck, dass er nie darüber hinweggekommen ist, schwerbehinderte Kinder zu haben, zumal auch die
Beziehung zu seiner Ehefrau (unter der Belastung?) zerbricht.
Mich hat Fourniers Buch sehr beeindruckt, auch wenn sein Schicksal weit von der eigenen Lebenserfahrung entfernt
ist. Auf jeden Fall werden die eigenen Kümmernisse und Sorgen durch die Lektüre seines Berichts stark relativiert.