Mir viel zu intim

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Jean-Louis Fournier schreibt einen offenen Brief an seine beiden schwerbehinderten Söhne, von denen einer bereits verstorben ist, und lässt den Leser auf diese Weise Anteil nehmen an den Schwierigkeiten, die Autor mit der Entwicklung seines Lebens hat und der Trauer über seine Söhne, zu denen er nie den rechten Zugang gefunden hat.


 

Um es vorwegzunehmen: Mich hat dieses Buch sehr berührt, wie schon lange keines mehr - das allerdings nicht unbedingt positiv. Ich fühlte mich von Anfang an deplatziert darin. Der Autor hat schwere Probleme und versucht diese in einer Art Selbstironie, die er allerdings auf seine behinderten Kinder erweitert, zu lösen. Ich kam weder mit der Art dieser Verarbeitung klar, noch konnte ich irgendeine Sympathie für den Autor aufbauen. Ich hatte Mitleid von der ersten bis zur letzten Seite mit diesem gebrochenen Mann und empfand es selten bereichernd, Teil seiner defekten Welt zu werden. Meiner Meinung nach war es oft nicht in Ordnung, wie er über seine Söhne gesprochen hat. Einen Großteil der beschriebenen Details fand ich außerdem viel zu intim, als dass die Welt sie lesen sollte. Behindert oder nicht – ich wäre entsetzt, wenn mein Vater derart über seine Gefühle zu mir ein Buch schreiben würde, zumal die Einwilligung der Söhne dazu wohl nicht vorliegt.


 

Wie gesagt, die Details waren traurig, Humor konnte ich persönlich fast nie empfinden, aber viel Verzweiflung, Zerrissenheit, Trauer, Enttäuschung, die der Autor statt auf sich selbst, auf seine Kinder schiebt. Ob das Buch jetzt gut ist oder nicht, soll jeder für sich entscheiden. Ich mag nicht darüber werten. Vielleicht hat es dem Autor geholfen, es geschrieben zu haben – ich hoffe es sehr für ihn.