Günter, der Schrecken der Nachbarschaft

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jazebel Avatar

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Wer die Renate Bergmann-Romane mag, macht auch mit dem Habicht nichts verkehrt.

Bei Herrn Habicht ist der Name Programm. Wie ein Raubvogel kreist der Neu-Rentner durch seine Nachbarschaft und findet selbst die kleinste Verfehlung der unziemlichen Nachbarn. Sei es die Nachbarin die am Altglascontainer 'parkt', weil sie dort 4 statt 3 Minuten steht, der Nachbar der seine Fischkonserve zu unordentlich ausgespült hat oder gar ein jugendlicher Rowdy der auf dem Bürgersteig Roller fährt. Günter hat die Hausordnung parat, kann fließend diverse BGB-Paragraphen zitieren und ist auch sonst sofort dabei 'seinem' Bundestagsabgeordneten zu schreiben.

Kurz: ein so richtig sympathisches Kerlchen, dem man 14 Tage Durchfall und kein Klopapier im Haus wünscht, um mal den Fokus für die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens zu schärfen.

Aber dieses Ekel wächst einem in seiner unzufrieden-pedantischen Art dann doch ein wenig ans Herz und man fiebert mit, wen er wohl als nächstes aufs Korn nimmt.

Dieser Roman ist herrlich, weil man an Günter Habichts Seite so herrlich rechthaberisch und pedantisch sein kann, wie man es sich als normaler Mensch nie trauen würde. Dabei sind viele der Situationen extrem gut aus dem richtigen Leben beobachtet und lediglich ein wenig überspitzt (z.B. der Einkauf bei Ikea).

Wer Renate Bergmann mag oder den unvergessenen 'Ekel-Alfred', der sollte hier beherzt zugreifen. Aber wehe, Sie machen ein Eselsohr in die Seiten oder fassen das Buch mit schmuddeligen Schoko-Fingern an, weil Sie beim Lesen naschen. Da hängt der Habicht Sie gleich beim Ordnunsamt hin!