berührend

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anne_kaffeekanne Avatar

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Eine muslimische Familie zieht aus Indien nach Amerika und bemüht sich, ihren Platz zu finden. Dennoch handelt es sich nicht nur um eine Auswanderergeschichte, denn die Hoffnungen, Wünsche und Konflikte der Familie sind universell.
Die Mutter Laila fürchtet, dass ihre Kinder in Amerika den Kontakt zu ihrem Glauben verlieren und von der muslimischen Gemeinschaft nicht akzeptiert werden. Der Vater Rafik kann im Umgang mit seinem Sohn seinen Jähzorn nicht zügeln.
Hadia bemüht sich alles richtig zu machen und hat doch das Gefühl, dass ihr Bruder bevorzugt wird.
Amir passt sich im Gegensatz zu seinen Schwestern nicht an, bricht mit seinem Vater und flüchtet.
Die Autorin beginnt mit Hadias Hochzeit, bei der Amir nach langer Zeit seine Familie wiedersieht und erzählt rückblickend von den Gründen für Amirs Weggang. Dabei wird nicht chronologisch erzählt, sondern es ergibt sich aus verschiedenen Sichtweisen der Familienmitglieder eine Art Mosaik. Es gibt keine Schuldigen, sondern oft verwandeln sich eigentlich gut gemeinte Handlungen in tiefe Verletzungen. Man kann keinen Auslöser für Amirs Entfremdung ausmachen, es gibt viele kleine Missverständnisse und Unstimmigkeiten. Diese differenzierte Betrachtungsweise hat mir sehr gut gefallen.
Man kann für jedes Familienmitglied Verständnis aufbringen und sehr viele typische Verhaltensweisen von Menschen, die sich eigentlich lieben, aber doch verletzen, entdecken.
Ein gerade am Ende sehr berührendes Buch, dass von einer unvermeidlichen Entfremdung erzählt und doch Hoffnung macht.