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Grauen trifft Idylle

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anne2809 Avatar

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Was so harmlos anfängt - nämlich mit der detailgenauen Beschreibung eines winzigen italienischen Dorfes mit 42 Einwohnern - verwandelt sich schon in den wenigen Seiten der Leseprobe in das reine Grauen.
Beppes Schlitten, der im Winter täglich die gleiche Touristentour macht, kommt zwar pünktlich im Dorf an, aber er ist leer. Nach kurzer Suche werden die Menschen gefunden - bzw. ihre Überreste, denn es sind nur noch Leichenteile, die den Schnee rot färben.
Der zweite Handlungsstrang ist ebenso mysteriös.
Eine alte Narbe am Finger ist nach 15 Jahren wieder aufgebrochen und blutet entsetzlich, genau wie damals. Aber vor 15 Jahren war es das falsche Küchenmesser, das den tiefen Schnitt verursacht hat, und heute? Eine unbedachte Bewegung im Schlaf? Sehr unwahrscheinlich...
Beide Handlungsstränge sind in der Ich-Form geschrieben, aber ist es auch der gleiche Erzähler?

Obwohl ich erst etwas skeptisch an diese Leseprobe herangegangen bin, hat sie mich schnell in ihren Bann gezogen.
Dies liegt zum einen natürlich am schaurigen Inhalt, der mir Gänsehaut verursacht, zum anderen aber auch am sehr faszinierenden Schreibstil des Autors.
Kurze, knappe Sätze, sehr schnell aneinandergereiht, bewirken einerseits eine sehr detailgenaue Schilderung, andererseits bekomme ich als Leser auch das Gefühl ständig steigender Geschwindigkeit, es kommt zu einer Art Sogwirkung.
Mitreißend! Ich hoffe, ich darf weiterlesen...