XY

eine unglaubliche Geschichte

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c-bird Avatar

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San Guida, ein verschneites Bergdorf, abgeschnitten von der Welt. Hier leben gerade mal 42 Menschen. Einmal täglich kommt der Schlitten mit Beppe Formento vorbei. Doch nicht an diesem Tag. Der Schlitten ist leer und auch eines der Pferde fehlt. Einige Dorfbewohner machen sich auf die Suche und werden mit einem grauenvollen Verbrechen konfrontiert. Elf Menschen wurden getötet und liegen zu Füßen eines mit Blut vereisten Baumes. Jedes der Opfer starb auf eine andere Art und Weise, auch auf unglaubliche, wie z.B. durch einen Hai und das mitten im Wald. Die Behörden sind vollkommen überfordert und versuchen das Verbrechen zu vertuschen. Dieses schreckliche Ereignis verändert das Leben der Dorfbewohner. Sie verhalten sich plötzlich sehr seltsam, längst vergessene Geheimnisse aus der Vergangenheit kommen zu Tage.  Einige Menschen scheinen am Rand des Wahnsinns zu stehen. Der Dorfpfarrer weiß sich keinen Rat mehr und bittet die Psychologin Giovanna um Hilfe.

Der Roman beginnt sehr beschaulich, man wiegt sich fast in einer Idylle, bis man mit dem Verbrechen konfrontiert wird. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven. Zum einen der Dorfpfarrer Don Ermete, zum anderen die Psychologin Giovanna. Auch ihr ist Unglaubliches widerfahren. Zur gleichen Zeit, in der sich das Blutbad bei San Guida ereignete, brach ihre 15 Jahre alte Narbe blutend wieder auf.

Man muss ganz klar sagen, dass es sich bei XY um keinen Krimi oder Thriller handelt, auch wenn zu Beginn noch einiges dafür spricht. Doch es geht Veronesi nicht um die Aufklärung des Verbrechens, vielmehr um Glauben und Unglauben, Ängste und Vertrauen. Spätestens ab Mitte des Buches keine leichte Kost für zwischendurch, sondern wirklich anspruchsvolle Literatur, die sich auf fast philosophische Art und Weise mit dem Leben der einzelnen Dorfbewohner beschäftigt. Es wird sozusagen das Psychogramm eines ganzen Dorfes erstellt. Schwierig war es für mich noch den Überblick über die komplexen Verwandtschaftsverhältnisse zu behalten. Ein Wirrwarr der verschiedensten Beziehungen zwischen den vier Familienstämmen . So viel Freude mir der Anfang des Buches bereitet hat, desto mehr musste ich ab der Mitte kämpfen. Teilweise sehr lange Sätze, die die volle Konzentration beim Lesen erfordern.

Alles in allem hat Veronesi hier einen Roman abgeliefert, der zum Nachdenken anregt. Wenn das Unglaubliche wahr wird, ist es dann Wahn oder eher vernünftig es nicht zu glauben?