XY

Glaube oder Wissenschaft?

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missjanemarple81 Avatar

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Klappentext:

"Im verschneiten Wald nahe des Bergdorfes San Guida werden die Leichen von elt Touristen gefunden. Die Autopsie der Leichen offenbart etwas Unfassbares: elf Leichen, elf Todesursachen. Mord und Selbstmord, Krebs und Herzinfarkt. Ein Opfer scheint dem Biss eines Haifisches erlegen zu sein. Nichts passt zusammen. Während die Behörden die unerklärlichen Details der Tragödie vertuschen, versuchen der Priester Don Ermete und die Psychiaterin Giovanna, das Rätsel zu lösen. Ihre Ermittlungen führen den Leser auf eine Reise in die Grenzgebiete unseres Verstandes.

Mit "XY" hab Sandro Veronesi eine Parabel über das Unerklärliche geschaffen, über das Böse und die Schuld - ein Dostojewski für das verunsicherte, paranoide 21. Jahrhunder. Geeignet für alle Leser, die sich nicht mit Grusel und Schauder zufriedengeben wollen, sondern die tiefer schauen wollen, hintern den Schmerz."

Meinung:

Veronesi hat mit "XY" einen ganz unerwarteten Weg eingeschlagen, um den Leser mitzureißen in eine Welt der Grausamkeit, aber auch der Verwirrung.

Der Tod der elf  Menschen ist dabei eigentlich nur Beiwerk, viel mehr stellt er immer wieder die Frage: "Was macht der Mensch, wenn er etwas nicht erklären, nicht fassen kann? Fängt er an zu glauben?"

Ja was machen die Menschen in der Geschichte?

Die Behörden vertuschen alles, machen aus den verschiedenen Todesursachen eine, schieben es den Terroristen in die Schuhe. So wird den Medien und dem Volk eine vorverdaute Version geboten. Außerdem was sollten denn die Bürger über eine Staatsinstitution denken, die selber nicht weiß, wie sie den Vorfall erklären soll.

Die Menschen in San Guida machen anscheinend mit dem Leben weiter, wie immer und doch gibt es Veränderung. Die Einen, die es noch können verlassen das Dorf, die Anderen, die bleiben müssen, sterben oder werden verrückt.

Don Ermete und Giovanna versuchen dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.Doch alles was sie finden sind menschliche Abgründe, die schon immer da waren und die es schon immer gegeben hat.

 

In einer Nacht analysieren sie die Gegenpole Glauben und Wissenschaft und nehmen den Leser auf eine ganz persönliche Reise in seine eigenen Abgründe mit. Man fragt sich immer wieder, was hätte ich in dieser Situation getan? Wie stehe ich zu diesen Themen? Was mache ich, wenn ich etwas nicht begreifen kann?

 

Veronesi schreibt abwechselnd aus der Sicht von Don Ermete und von Giovanna. Somit kann der Leser sich mit den Beiden identifizieren und ihre Gedanken "mitdenken". Auch benutzt er verschiedene Schreibstile: erzählende Sicht, gedankliche Sicht, Telefongespräche, persönliche Gespräche und immer wieder Selbstgespräche. Auch gibt es Kapitel ohne Punkt und Komma, einfach nur Gedanken aneinander gereiht, so wie sie jedem Leser duch den Kopf gehen.

 

Fazit:

Dieses Buch hat mich schwer beeindruckt! Nicht durch grausame Bluttaten, sondern durch die feinen Anspielungen auf den menschlichen Verstand und durch die Frage: "Was machen wir, wenn wir es nicht erklären können?"

Die Geschichte ist fesselnd von der ersten bis zur letzen Seite und ich kann sie jedem nur empfehlen, der sich traut auch in seine Abgründe zu sehen. Eigene Ängste und Seelenzustände wiederzuerkenne in dieser Geschichte eines kleinen italienischen Bergdorfes!