XY

Irrwege

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gs2802 Avatar

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 Das Cover des Buches besticht durch seine Schlichtheit und gleichzeitige mysteriöse Aufmachung, wie ich finde. Es strahlt aber auch gleichzeitig eine gewisse Kühle und Distanziertheit aus, die mich neugierig machte. Im Großen und Ganzen war ich im Nachhinein jedoch über den Inhalt des Buches überrascht, um nicht zu sagen irritiert, in welche Richtung sich die Lektüre entwickelte – der nichtssagende Einband wird dem Buch gerecht ...

War die Leseprobe noch blutrünstig, ja geradezu reißerisch in seiner Darstellung der Geschehnisse, ließen bereits die wenigen Seiten darauf - als ich das Buch schließlich in Händen hielt – die Erzählung in eine gänzlich andere, unerwartete Richtung abgleiten.

Der Text behandelt die seelischen Begleitumstände der, ach so unverständlichen Tat - mir scheint dieser Aufhänger diente gar nur dazu den dahinplätschernden zweihundertfünfzig Seiten danach, eine gewisse Rechtfertigung zu verleihen. Mit einem anderen Aufhänger wäre dies sicher auch möglich gewesen, wie ich meine. Was ich damit sagen möchte, ist, dass die Konstellation dieses Massenmordes in stiller Winternacht, nach den ersten Seiten völlig beiseitegelassen wird. Es besteht auch nicht das geringste Bemühen, die Tat genauer zu behandeln. Lediglich eine irrwitzige Anhäufung, im Nachhinein gänzlich offengelassener Einzeltaten, oder etwas in der Art. dieser Stilgriff konnte mich also mitnichten überzeugen.

Ebenso unausgegoren finde ich die Passagen, wenn die, durch eine Art Midlife-Crisis gebeutelte Giovanna, seitenweise mit ihrer Mutter telefoniert, in Wahrheit jedoch eher nicht kommuniziert. Diese Zeilen kamen mir irgendwie deplatziert, ja sogar teilweise überflüssig vor, da sie für mich mit dem Text nicht in Zusammenhang zu stehen schienen.

Hingegen der Aufbau der Erzählung, als sozusagen Zwiegespräch zwischen dem Dorfpfarrer und der Psychologin, die sich in den jeweiligen Kapiteln abwechseln und aus persönlicher Sicht die Ereignisse beleuchten, gefiel mir recht gut.

Fazit somit aus meiner Sicht:

Der Versuch eines Psychogramms einer ganzen Gemeinde, das sich jedoch zu sehr auf seine Hauptprotagonisten versteift und seinem mutmaßlichen Vorsatz nicht gerecht zu werden vermag.