Percy Jackson, nur mit Maya

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
favourite trash - favourite treasure Avatar

Von

Auf dieses Buch habe ich mich wirklich gefreut, denn es bietet endlich mal wieder ein originelles Setting und dann auch noch die Maya. Vielleicht hatte ich aber gerade deswegen zu hohe Erwartungen an das Buch. Ein Zeichen dafür, dass es diese vermutlich nicht würde erfüllen können, war schon die Tatsache, dass es so stark als Empfehlung von Rick Riordan beworben wurde, als wäre es nicht gut genug, um für sich allein zu sprechen. Wie stark der Bezug zum Percy Jackson-Autor ist, wird einem aber erst klar, wenn man das Buch dann in der Hand hält und sieht, dass Rick Riordan sogar ein Vorwort zu der Reihe geschrieben hat. Offenbar ist die englische Version im Imprint „Rick Riordan Presents“ erschienen; für mich als deutsche Leserin, die davon nichts weiß, wirkt es aber, als würde ich Fanfiction in der Hand halten und kein eigenständiges Buch, auch wenn die Geschichte in einer ganz anderen Welt spielt als die Bücher von Riordan. Es ist, als hätte die Autorin nur ein Percy Jackson-Template mit eigenen Figuren und Maya-Mythologie aufgefüllt - die Parallelen sind frappierend. Alleinerziehende Mutter, besondere Schule (warum eigentlich? Zanes neue Schule spielt im weiteren Verlauf des Buches keine Rolle) und Behinderung als Zeichen von halbgöttlicher Abstammung sind nur einige Beispiele.

Leider kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Reihe auch nur annähernd so erfolgreich wird wie Percy Jackson. Der Erzählstil ist einfach nicht gut genug. Das Buch ist durchzogen von quälend langweiligen Passagen, teilweise hat man das Gefühl, man hat die jeweilige Szene schon mal erlebt, und wenn etwas Spannendes passiert, kann man nur schwer mit den Figuren mitfühlen. Insgesamt setzt die Autorin mehr auf Spaß als auf Tiefe, wobei der Humor mit seinen coolen Sprüchen an das jugendliche Publikum angepasst ist. Seltsam finde ich, dass die zahlreichen spanischen Ausdrücke und Sätze mit teilweise nicht trivialem Inhalt nicht übersetzt werden. Die Zielgruppe des Buches kann in der Regel noch kein Spanisch. Gut gefallen haben mir die letzten Sätze des Buches, weil hier eine Verbindung zu den Lesern aufgebaut wird, die gerade Jüngere sicher spannend finden werden.

Ich möchte mich hier nicht über Inkonsistenzen in der Schreibung der Maya-Götternamen oder in der Mythologie selbst auslassen. Die Autorin leitet ihr Glossar auch mit dem Hinweis ein, dass das alles nur ihre Interpretation der Mythen ist, wodurch sie sich geschickt jeglicher Kritik entzieht. Ich finde es aber zumindest wichtig darauf hinzuweisen, dass „Maya“ der korrekte Plural ist, der nicht nur von Fachleuten, sondern auch allgemein verwendet wird; „die Mayas“ ist bestenfalls ungewöhnlich. (Dieser Kritikpunkt geht aber an die Übersetzerin, nicht die Autorin.) Ein nettes Feature ist, dass die Kapitel jeweils mit arabischen und mit Maya-Zahlen (einem System aus Punkten und Strichen) nummeriert sind - eine schöne Idee, von der jedoch die Leser nicht viel haben, wenn das Maya-Zahlensystem nirgendwo erklärt wird.

Ich denke, dass Zane das Richtige für Fans von Percy Jackson ist, vielleicht auch für Kinder, die sonst nicht viel lesen. Als Fan von Maya-Mythologie hat man (noch) nicht viel Auswahl, was Fantasyromane angeht, aber wirklich empfehlenswert finde ich dieses Buch da auch nicht. Man hat nach der Lektüre auch nicht wirklich ein umfassendes Bild von der Götterwelt der Maya gewonnen, aber es ist ein Anfang und kann sicher bei vielen Interesse für diese spannende und im Schulunterricht unterrepräsentierte Kultur wecken.