Die Geschichte eines außergewöhnlichen Jungen...

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mammamia Avatar

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„Zeit für Liebe“ ist eine überarbeitete Fassung des Buches „Jeder Tag ein Jahr“ vom Autor Noel Aiden. Um es gleich vorauszuschicken: Ich kenne „Jeden Tag ein Jahr“ nicht und beziehe meine Rezension daher nur auf diese Buch.

Es geht um den Jungen Juancho, der ausgesetzt und von Rafa gefunden wird. Das „Besondere“ an Juancho ist, dass er jeden Tag um ein Jahr älter wird. Als er auf Selina trifft und sie lieben lernt, will er alles daran setzen seinen Alterungsprozess aufzuhalten. Er findet dann bald heraus, dass er dies kann, indem er anderen Menschen hilft. Als er nämlich den Psychiater Miguel davor bewahrt sich in den Selbstmord zu stürzen altert er an diesen einem Tag nicht. Auch dieser neugewonnene Freund, Rafa und auch Carlotta, die im Laufe der Zeit noch zu ihnen stößt, wollen alles daran setzen, dass die Liebe zwischen Selina und Juancho solange wie möglich dauern darf. Eine folgenschwere Begegnung ändert jedoch das Schicksal des liebenden Paares.

Im Grunde ist das Buch eine Liebesgeschichte, dann aber auch wieder nicht. Das Buch ist ein philosophisches Buch und dann auch wieder nicht. Es ist ein Buch über Freundschaft, und dann…doch, das ist es tatsächlich. Das „Problem“ das ich mit dem Buch hatte ist, dass mir nicht wirklich klar war, wohin der Autor wollte. Es gab zwar eine Botschaft, die er vermittelt hat und die er sehr klar herausgearbeitet hat, nämlich das Leben für den Moment, den Moment genießen und sich möglichst viele solcher Momente suchen und nicht daran denken, was das für Folgen haben könnte. An sich ja nichts allgemein Schlechtes, aber für mich dann zu sehr oberflächlich, was auch zur Folge hatte, dass mir seine Figuren zu oberflächlich waren und schlussendlich auch die gesamte Handlung.

Was auch noch ein sehr großes Thema in dem Buch war, war die religiöse Komponente! Nun, an sich finde ich es ja nicht allumfassend schlecht, wenn das in einem Buch vorkommt und von Seiten der Figuren auch mal kritisch beleuchtet wird. Allerdings finde ich es dann immer sehr schwierig, wenn Handlungen von Figuren, die offensichtlich nichts Gutes hervorrufen, an Religion festgemacht werden. Ich kann da jetzt nicht zu sehr darauf eingehen, da ich sonst einen wichtigen Teil des Buches verrate, aber mir fehlte es hier an Objektivität, die der Autor aber, wenn man sein Nachwort liest, auch gar nicht haben kann. Er hat hier sehr viele persönliche und subjektive Motive in das Buch hineingelegt. Was Autoren ja auch dürfen und sollen, aber hier war mir das dann zu viel.

Der Schreibstil ist irgendwie gewöhnungsbedürftig. Er war nicht schlecht, wirkte sehr gehetzt. Am Anfang fand ich das noch sehr nachvollziehbar. Junancho wird jeden Tag ein Jahr älter. Seine Geschichte wird daher gezwungenermaßen schneller erzählt. Jedoch hat sich dieses Verständnis für mich dann verloren, weil es auf Kosten von Tiefe an den Figuren und an der Handlung ging. Zudem fand ich dann, dass es auch Begebenheiten gab, die eigentlich nicht wichtig für den Fortlauf der Geschichte waren, aber dann viel Platz einnehmen durften.

Gefallen hat mir an dem Buch (um nicht nur negativ zu kritisieren) Juancho selbst. Sein Schicksal des täglichen Alterns ist ja an sich nicht ganz neu, aber trotzdem war es eine interessante Komponente in dem Buch. Auch sonst ist er eindeutig der Sympathieträger, da er trotz der wenigen Zeit, die ihm vergönnt ist, eine undendliche Geduld mit seinen Mitmenschen aufweist und wahnsinnig empathisch ist. Er wirkt zwar manchesmal ein wenig altklug, was man ihm aber gerne verzeiht, weil er dann bei manchen Themen so naiv ist, dass er dann wieder sehr süß wirkt. Ebenfalls einen positiven Anstrich bekommt der Anfang des Buches für mich, weil er wirklich sehr gekonnt in die Geschichte hineinführt. Das Ende kam etwas abrupt, fand ich aber an sich nicht unbedingt schlecht, weil es zwar ein Happy End war, aber nicht das Klassische.

Mein Fazit: Das Buch konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Es war mir zu oberflächlich und zu einseitig. Den Plot an sich fand ich ganz interessant, aber die Umsetzung eher mangelhaft, was schade ist, da definitiv mehr drinnen gewesen wäre.