nettes Märchen mit großer Moral

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bücherkarin Avatar

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In einer Höhle in den Bergen Gran Canarias lebt Rafa, der Säufer. Eines Tages findet er im Wald ein ausgesetztes Baby. Plötzlich wird Rafas Seele weich, er beschließt, für das hilflose Wesen zu sorgen und trinkt auch keinen Alkohol mehr. Er erlebt das große Wunder, dass das Kind jeden Tag ein Jahr älter wird, auch immer das seinem Alter entsprechende Wissen hat und voller Weisheit spricht. Nun beschließt Rafa erst recht, seinen Juancho nicht wieder herzugeben, denn käme er in die Fänge der Medizin, würden die nur ihre wissenschaftliche Neugier an ihm stillen wollen und ihn zu einem Stück Fleisch degradieren.
Als Juancho ca. 18 ist, kommt Rafa durch einen unglücklichen Zufall ins Gefängnis, der einsame Junge beschließt, nach Norden zu wandern, etwas in seinem Inneren zieht ihn dahin. Dort begegnet er in einem kleinen Dorf Selina, der Frau seines Lebens und es gelingt ihm sogar, den Zwist zwischen ihr und ihrer Mutter beizulegen - eine gute Tat - und Juancho altert an diesem Tag nicht. Da Selina sich nicht so schnell für ihn entscheiden kann, irrt er allein und tieftraurig durch die Gegend. Dabei trifft er auf Miguel, einen Therapeut, der sich gerade das Leben nehmen will. Juancho kann ihn davon abhalten, ja durch seine Worte Miguels Leben wieder einen Sinn geben - und altert an diesem Tag wieder nicht. Ist es mit dieser Erkenntnis möglich, sein tägliches Altern aufzuhalten? - Miguel hat da eine gute Idee.....

Noel Aiden erläutert in seinem Vorwort, dass dieser Roman die totale Überarbeitung von "Jeder Tag ein Jahr" ist. Passend, dass er auch den Titel geändert hat, denn wenn auch dieses tägliche Altern von Juancho das Gerüst des Romans ist, so geht es doch tatsächlich viel mehr um die allumfassende Liebe zu und zwischen allen Menschen. Und gerade Juancho, der täglich altert, nimmt sich die meiste Zeit für die Liebe und möchte sie allen bringen , denn "Zeit hat keine Bedeutung, wenn sie von Liebe bestimmt wird". Und so ergibt sich auch der Sinn von Juanchos Existenz: er wird einer Reihe von Menschen das Leben retten.
Das alles ist mit sehr viel Wärme, Liebe und Lebensweisheit geschrieben, manche Sätze des Romans kann man sich direkt über den Schreibtisch hängen . So macht bspw. Juancho auf dem Kreuzfahrtschiff die Erfahrung, dass ein Großteil der Menschen verschlossen und unglücklich ist. "Die innere Freiheit, der aufrechte Gang, das Loslösen von ihren Seelensteinen ist ihnen fremd."
Trotzdem erscheint mir der Roman insgesamt etwas zu sentimental und dass sich m Ende alles so gut fügt - gibt es eigentlich nur im Märchen