etwas ungereimt, dennoch fesselnd

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druckdeufel Avatar

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In klarer und eindrücklicher Sprache führt Juan Gómez-Jurado in die Geschichte ein, trotz aller Dramatik der Situation unterhaltsam durch einen ironischen Unterton.
Sofort finde ich mich in der Situation wieder, erlebe den Konflikt, dem sich der Neurochirurg Dave Evans unversehens ausgesetzt sieht, als drängend und die Lösung als erstrebenswert. Anders gesagt: Es hat mich auf Anhieb gepackt.
Weniger begeistern kann der Prolog. Es scheint, als sei er im Nachhinein geschrieben und dann vorweg gestellt worden, wodurch einige Ungereimtheiten auftreten. Wenn es zum Beispiel im "Tagebuch" heißt: "inzwischen habe ich zwar nur noch halb so viel Bereitschaftsdienst wie früher", so ist das schlichtweg falsch. Denn der Gute sitzt, wie eingangs erwähnt, im Todestrakt und hat dort weder viel noch wenig Bereitschaftsdienst, sondern gar keinen mehr. Jetzt könnte man argumentieren, es handele sich schließlich um ein Tagebuch, dort sei also besagter Bereitschaftsdienst chronologisch korrekt erwähnt. Aber leider wieder falsch, denn das Tagebuch beginnt ebenfalls mit einer Rückschau: "Hätte ich ihn an jenem Abend nicht gerettet, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen."
Also etwas ungereimt, nichtsdestotrotz insgesamt ein fesselnder Einstieg.
Ein Lob dem Cover: Der Zeitungsstil deutet auf das Berichthafte des Romans hin, ein Kind steht im Mittelpunkt einer Blutlache, also einer tödlichen Gefahr.