Faszinierender Einblick durch die Rechtsmedizin?

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marcello Avatar

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"Zerschunden" handelt von dem Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, der zu einem Fall hinzugezogen wird, der europaweit Schlagzeilen gemacht hat. Ein Mann entführt alleinstehende Frauen am Flughafen und lässt schließlich ihre signierten Leichen zurück. Es ergeben sich erste Hinweise auf den Täter, der sich als alter Freund Abels entpuppt, dessen kleine Tochter im Sterben liegt. Mit der persönlichen Note hängt sich der Rechtsmediziner noch mehr in den Fall hinein und begibt sich immer mehr in Gefahr.
Die Grundidee ist alles top. Es werden Fälle präsentiert, die auf wahren Tatsachen beruhen, so dass sich die Authenzität-Frage gar nicht stellen muss. Dazu auch noch einen Rechtsmediziner als Hauptfigur, die normalerweise in Thrillern/Krimis nur die kleine Nebenrolle innehaben. In der Leseprobe darf man Abel ja sogar schon bei einer Obduktion begleiten, hier zeigt sich also, dass anscheinend wirklich mal was Neues, Interessantes geboten wird. Ich hoffe nur, dass es auch realistisch bleibt, wie der Rechtsmediziner in die Ermittlungen einbezogen wird, denn nicht umsonst ist der Rechtsmediziner häufig die Nebenfigur.
Die Leseprobe selbst macht eher weniger Lust auf mehr. Der Prolog ist eigentlich ganz gut gestaltet, weil es einen ersten Einblick in die Psyche des Täters bietet. Der scheint krank zu sein, gleichzeitig aber auch nicht so hochintelligent, dass er in seinen Planungen sicher und überzeugend wirkt. Und das soll dann ein Täter sein, der europaweit agiert. Das bietet sicherlich Spannung. Aber die Figuren bleiben noch etwas blass, dazu gehört auch unser Protagonist Abel. Seine Kollegen wirken sehr stereotyp und vor allem stereotyp für den Beruf des Rechtsmediziners. Dazu kommt die fehlende Spannung und ein sehr langsames Anfangstempo. Der erste Eindruck ist etwas getrübt, aber die Grundidee macht Hoffnung.