Genial grausam - Zerschunden

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
buch-leben Avatar

Von

Serienkiller gibt es nur in Büchern - dachte ich. Dann stieß ich auf das Buch "Zerschunden" von Michael Tsokos - der ein oder andere kennt ihn vielleicht von seinem gemeinsam mit Sebastian Fitzek verfassten Thriller Abgeschnitten. Tsokos ist von Haus aus eigentlich kein Autor, sondern Forensiker und - was viele Auszeichnungen belegen - ein Meister seines Fachs. Und das Wissen, dass er durch seine Arbeit gewonnen hat, hat er nun in einem eigenen "True-Crime-Thriller" verpackt.
"True-Crime" deswegen, weil der sogenannte "Miles & More Killer" - der Mörder des Buches -wirklich existiert und mittlerweile in Frankreich hinter Gittern sitzt. Tsokos stützt sich also auf echte Fälle, was nochmal mehr Gänsehaut verleiht.

Lohnt es sich? Unbedingt!

Allerdings sind wirklich starke Nerven gefragt. Und damit meine ich starke Nerven. Caro, du bist hier leider raus :)

Denn das Buch ist nicht nur spannend, sondern auch sehr brutal und beschönigt nichts. Auch die Sprache ist teilweise ziemlich derb, aber von Anfang an:

Aufgebaut ist das Buch super. Bereits im Prolog wird ein Mord geschildert, den man aber natürlich noch nicht einordnen kann. Doch es gibt dem Leser einen guten Einblick, was auf ihn zukommt.

Die einzelnen Kapitel sind verhältnismäßig kurz, was ich persönlich bevorzuge, da so meiner Meinung nach die Spannung erhöht wird. Sie sind immer mit dem Ort und dem Datum gekennzeichnet, was sehr praktisch ist, da die Orte wechseln und es häufiger Rückblenden gibt. So weiß man als Leser immer, wo man sich gerade befindet und unnötige Verwirrungen werden vermieden.

Als Ermittler steht nicht wie sonst ein Kriminalbeamter, sondern ein Rechtsmediziner im Vordergrund. Diese Abwechslung ist sehr erfrischend. Man merkt, dass Tsokos einen fachlichen Hintergrund hat, denn mit seiner Hauptfigur Fred Abel stellt er authentisch und sehr realistisch den täglichen Arbeitsalltag dieses Berufes dar. Und dazu gehören leider auch brutale Mordfälle.

Ab und zu gibt es Abschweifungen zu anderen Mordfällen, die Abel aufgeklärt hat. Das fand ich vor dem Hintergrund positiv, dass es nur realistisch ist, nicht nur einen Mordfall zu bearbeiten und dass Rechtsmediziner ihre Zeit nicht nur im Sektionssaal, sondern auch im Gericht verbringen, um Aussagen zu machen etc. Auf der anderen Seite hat es mich manchmal etwas zu sehr von der Haupthandlung abgelenkt bzw. diese zu sehr in den Hintergrund gerückt. Zwar war das nie lange der Fall, aber trotzdem deutlich.

An sich lässt sich das Buch wirklich sehr gut lesen und ist ein richtiger Pageturner. Dadurch, dass Fred Abel auch persönlich in den Fall involviert ist, ist der Thriller mit vielen Emotionen gespickt, was mich sehr zum Mitfiebern veranlasst hat. Allerdings braucht man wirklich starke Nerven wie bereits anfangs erwähnt. Denn die Morde werden sehr detailreich geschildert, sie sind blutig und brutal. Tsokos spart hier nicht an Beschreibungen von Blut und Exkrementen, ich musste bei der ein oder anderen Tatortbeschreibung dann doch ein paar Mal tief durchatmen. Auch die Sprache des Mörders ist wirklich sehr brutal und vulgär, für mich an der ein oder anderen Stelle ein bisschen zu viel. Aber wer weiß - es handelt sich hier ja schließlich um echte Verbrechen, vielleicht ist der Mildes & More-Mörder wirklich so?!

Mein Fazit
Natürlich ist der Fall nicht 1:1 so passiert - es ist ja keine Dokumentation. Trotzdem hat Tsokos geschickt Realität und Fiktion miteinander verwoben und ein spannendes Leseerlebnis geschaffen.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für Thriller-Fans!