Rezension: Zerschunden

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
destinybooks Avatar

Von

Cover

Wie bereits in meinem Leseeindruck beschrieben, hat das Cover für mich keinen Wow-Effekt, sondern wirkt eher schlicht und – aufgrund der grauen Farbe – fast schon unscheinbar. Dennoch hat das Cover einen anderen Vorteil, denn es fühlt sich meiner Meinung nach sehr gut an. Insbesondere die Erhebung bei der Naht hat mich während des Lesens nahezu magisch angezogen.

Charaktere

Zuallererst zu dem Protagonisten Fred Abel, welcher mir schon von Anfang an sehr sympathisch war und mir im Laufe der Geschichte nur noch mehr ans Herz gewachsen ist. Ich habe das Gefühl, dass die Rechtsmedizin für ihn nicht nur ein Beruf ist, sondern er wirklich helfen möchte Leben zu retten und dementsprechend deutlich mehr macht als nur die Leichen zu untersuchen. Natürlich sind auch die zahlreichen Ermittler gut gestaltet mit ihren mal kleinen und mal großen Macken bzw. Besonderheiten. Ich konnte mir sie alle ausnahmslos gut vorstellen, wenn ich auch sagen muss, dass es mir zeitweise einfach zu viele verschiedene Namen waren.

Nichtsdestotrotz gibt es Charaktere, zu denen ich einfach keinen Zugang finden konnte, weil sie mir zu wenig Tiefe hatten. Zum einen ist das Abels alter Freund Lars Moewig, welcher meiner Meinung nach bis auf seine Wutanfälle nicht viel zu bieten hat und auf der anderen Seite der Täter. Natürlich ist der Mörder in einem Thriller nicht unbedingt Sympathieträger, allerdings hat es bei mir auch nicht zum Gegenteil gereicht. Ich empfand einfach gar nichts.

Inhaltlich

Inhaltlich gibt es bei mir einige Kritikpunkte, so muss ich leider offenbaren, dass bis zum Epilog keine wirkliche Spannung aufkommt. Ich finde einfach, dass schon zu früh im Buch der Name bzw. die Vergangenheit des Täters gelüftet wird, denn so war es für mich oftmals nur noch ein Warten auf den entscheidenden Hinweis. Zudem fand ich die Zeitsprünge in der Sicht des Täters sehr verwirrend und konnte auch mit der Geschichte rund um die leukämiekranke Tochter nicht so viel anfangen. Natürlich empfand ich Mitleid, doch fesseln konnte es mich nicht!
Am meisten gereizt hat mich die persönliche Signatur des Täters und ich habe in meinem Kopf die verrücktesten Theorien dazu gesponnen, was dazu geführt hat, dass ich die Auflösung am Schluss ziemlich lahm fand.

Sprachlich

Sprachlich gesehen mochte ich das Buch sehr, da ich finde, dass Tsokos und Gößling einen sehr angenehmen Schreibstil haben. Anfangs kam er mir zwar sehr sachlich und distanziert – fast schon kühl – vor, aber gerade das macht es interessant. Denn so wird diese tolle Atmosphäre kreiert.
Man hat das Gefühl wirklich Teil des Geschehens zu sein und sich mit auf der Jagd nach dem Mörder zu befinden. Zudem muss man positiv hervorheben, dass „Zerschunden“ nicht so überladen und gezwungen wirkt wie die meisten amerikanischen Krimiserien und -büchern, was bedeutet es wird nicht krampfhaft versucht lockere und entspannte Stimmung zu erzeugen.
Des Weiteren finde ich es toll, dass die in dem Thriller vorkommenden Fachbegriffe auch verständlich für den Laien erklärt werden (z.B.: Nachläufer). Im Nachhinein habe ich so das Empfinden auch noch etwas gelernt zu haben.

Das Einzige, was mir im Sprachlichen negativ aufgestoßen ist, ist die vulgäre Sprache des Täters, welche meiner Meinung nach den Lesefluss sehr gestört hat und einfach nicht nötig war.

Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Thriller mehr Spannung verspricht, als er wirklich enthält. Aber aufgrund des Protagonisten und der tollen Atmosphäre ist meine Neugier auf den zweiten Teil geweckt und ich erwarte ihn mit Freude. Lesenswert ist das Ganze allemal !