Rohe Gewalt macht noch keinen guten Thriller

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anni_im_leseland Avatar

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„Miles & More“- Mörder, so nennt Fred Abel, Rechtsmediziner der BKA-Einheit „Extremdelikte“ den reisenden Raubmörder, der europaweit in der Nähe von Flughäfen zuschlägt und seine weiblichen, betagten Opfer schändet und mit einer rätselhaften Botschaft beschriftet zurücklässt.
Tatverdächtiger in diesem Fall ist ausgerechnet ein guter Freund Abels, den er noch aus Bundeswehrzeiten kennt. Der Rechtsmediziner versucht alles in seiner Kraft liegende um die Unschuld seines Freundes zu beweisen. Wird ihm dies gelingen, oder hat er sich in seinem langjährigen Kumpel getäuscht?

Der Einstieg in die Geschichte ist sehr leicht zu finden. Zunächst war das Buch sehr mitreißend und der Schreibstil sehr bildhaft, sodass man Schauplätze und Handlungen genau vor Augen hatte.
Man war sofort mitten in der Szenerie und der Wechsel zwischen Abels Arbeit und der Sicht des Täters war sehr gelungen. Auch die Rückblenden in die Vergangenheit und der Schauplatzwechsel waren stellenweise durchaus interessant.
Leider verläuft sich die Geschichte im Laufe des Buches in Nebensächlichkeiten und zu vielen Details, sodass der zunächst spannende Einstieg gebremst wird.
Die Ausführungen des Autors werden zu langatmig und ereignislos. Die Geschichte kommt einfach nicht voran.
Was mich außerdem sehr gestört hat, war die teilweise sehr derbe und vulgäre Sprache mit vielen Schimpfworten. Den Hass des Täters gegen seine Opfer hätte der Autor meiner Meinung nach auch anders ausdrücken können, als mit anstößigen Worten.

Die Taten des Mörders, sowie anderer rechtsmedizinischer Fälle wurden detailliert und ungeschönt beschrieben, was stellenweisen wirklich eklig, brutal und erschreckend war, da die in diesem Buch erwähnten Fälle auf wahren Begebenheiten beruhen.
Man spürt Tsokos fundiertes Wissen, obwohl es an manchen Textpassagen zu geballt auftritt, sodass die Geschichte streckenweise mit Fakten überladen ist. Nichtsdestotrotz bekommt man einen guten Einblick in die Arbeit eines Rechtsmediziners.
Fred Abel ist ein durchaus sympathischer Charakter, den ich schnell mochte. Wohingegen andere Charaktere der Buches in meinen Augen sehr überzogen und unsympathisch dargestellt wurden und ich mit ihnen einfach nicht warm werden konnte.

Die Gestaltung des Buches hat mir sehr gut gefallen. Das schlichte Cover mit der erhabenen Narbe war ein echter Eyecatcher.
Die Kapitelabtrennung durch kleine Totenköpfe gekennzeichnet, fand ich sehr witzig und kreativ.
Die Kapitel hatten eine sehr angenehme Länge.

Abschließend lässt sich sagen, dass ich, nachdem ich„Abgeschnitten“ gelesen hab, das Tsokos mit Sebastian Fitzek zusammen geschrieben hat, hohe Erwartungen an dieses Buch hatte, die aber leider nicht erfüllt werden konnten. Auch, wenn viel Fachwissen vermittelt werden konnte, so blieb dabei einfach die Spannung für mich auf der Strecke und das Buch konnte mich einfach nicht in seinen Bann ziehen.

Ich werde die Trilogie um Fred Abel nicht weiter verfolgen, da nur rohe Gewalt für mich keinen guten Thriller ausmacht.