Zerschunden ist noch untertrieben

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sabine0910 Avatar

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Inhalt:
„Ein Serienkiller, der europaweit in der Nähe von Flughäfen zuschlägt. Er ist schnell, er ist unberechenbar, und er ist nicht zu fassen. Seine Opfer: Alleinstehende Frauen, auf deren Körper er seine ganz persönliche Signatur hinterlässt. Ein Fall für Rechtsmediziner Fred Abel vom Bundeskriminalamt, der plötzlich tiefer in den Fall involviert ist, als er möchte. Denn der Hauptverdächtige ist ein alter Freund, dessen kleine Tochter im Sterben liegt.

Der Auftakt zu einer hochspannenden Serie, die auf authentischen Fällen und echten Ermittlungen basiert - von Deutschlands bekanntestem Rechtsmediziner.“

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Michael Tsokos ist sehr angenehm und man kommt immer schnell voran. Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich an sich gar nicht mag, weil ich vor allem die Zeitangaben immer überlese. Irgendwie werden die von meinem Gehirn nicht verarbeitet. Allerdings hatte ich trotzdem nie Probleme, das Geschehen einzuordnen. Bei Kapiteln aus der Vergangenheit wurde das durch Angaben wie „fünf Jahre zuvor“ zusätzlich erleichtert.
„Zerschunden“ ist für mich ein bisschen in zwei Teile geteilt: In der ersten Hälfte (nur ganz grob gesehen) empfand ich die anderen Fälle Abels, die immer mal wieder zwischendurch kurz abgehandelt wurden, als etwas störend. Durch sie wurde der Fluss der Geschichte unterbrochen, auch wenn dadurch vielleicht der Realität eines Gerichtsmediziners eher entsprochen wurde.
Die zweite Hälfte ist dann sehr rasant, die Spannung, die durchaus von Anfang an aufgebaut wurde, nimmt immer mehr an Fahrt auf und gipfelt in einem dynamischen und emotionalen Showdown – leider mit einem Cliffhanger am Ende, den ich dem Autor aber verzeihen kann, weil das Ende durch gewisse Informationen nicht ganz so offen ist, wie es scheinen mag. Näher kann ich darauf nicht eingehen, ohne zu spoilern…
Der Mörder erweist sich als äußerst brutal, ist in seiner Rage mehr Raubtier als Mensch. Das an sich ist schon grausam genug, wird aber dadurch noch erschreckender, dass große Teile der Handlung auf Tatsachen beruhen. Da will ich gar nicht näher drüber nachdenken…
Fred Abel hätte ich gerne etwas näher kennengelernt, er ist mir noch nicht so nahe gegangen, wie ich mir das bei einer Serie wünschen würde. Anstelle der bereits erwähnten anderen Fälle Abels hätte ich mir mehr Einsicht in ihn als Person gewünscht.

Fazit:
Ein absolut solider Thriller, für den ich klar eine Leseempfehlung aussprechen kann. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen, runde aber nicht mathematisch auf, weil es doch kleinere Defizite gab.