Sich freischwimmen

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joanbowe Avatar

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Madeleine führt nach außen ein schönes erfolgreiches Leben mit einem gutaussehenden Ehemann und ohne Geldsorgen- doch im Inneren ist sie zutiefst unglücklich, weil dieses Leben so gar nicht dem entspricht, was sie sich einmal erträumt hat. Bei einem Besuch bei Ihrer Mutter, zu der sie ein sehr kompliziertes Verhältnis hat, entdeckt sie auf dem Dachboden ihres Elternhauses überraschenderweise Tagebücher aus der Jugend ihrer Großmutter. Und sie stellt fest, dass ihre Großmutter nicht nur die kühle beherrschte Frau war, die sie in Erinnerung hat.
Und diese ist der zweite Handlungsstrang, die Tagebücher von Margie, Madeleines Großmutter. Auch Margie war gefangen in einem vorherbestimmten Leben, das sie nicht wollte, in Wünschen und Erwartungen ihrer Familie. Aber sie schaffte es, kurzzeitig auszubrechen und ein eigenes Leben zu leben.
Dieses Tagebuch verändert nun nach und nach Madeleines eigenes Leben. Sie erkennt, was sie wirklich will und schafft es, sich aus Selbstzweifeln und Erwartungshaltungen ihr nahestehender Menschen zu lösen.
Das 'Coming Out' der beiden Frauen in ihrer jeweils eigenen Zeit ist sehr schön und nachvollziehbar beschrieben.
Ich finde allerdings, dass sich beide Frauen zu oft zu sehr selbst bemitleiden ohne wirklich lange Zeit aktiv etwas an ihrer Situation zu ändern.
1924 war es für Margie wahrscheinlich wirklich schwierig, aus vorbestimmten Rollenmustern auszubrechen, aber für Madeleine in der heutigen Zeit hätte es doch deutlich einfacher sein sollen.
Aber wie auch immer, insgesamt eine wirklich schöne Geschichte mit einem ansprechenden Buchcover, die mich mit dem Gefühl zurückgelassen hat, dass man seinem Leben eine neue Richtung geben kann, wenn man es wirklich will.