Chronik einer Liebe

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sarah_catherine Avatar

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"Zurück auf Glück" ist kein herkömmlicher Liebesroman. Es ist eine Chronik. Hauptperson ist Imogene, eine erfolgreiche Dessous-Designerin, die mit ihrem Leben und ihrer Zweizimmerwohnung mit umlaufendem Balkon sehr zufrieden ist. Auf einer Party lernt sie Wally kennen, der laut einem gemeinsamen Bekannten der "perfekte Mann" für Imogene ist. Wally seinerseits, Wissenschaftler und eigentlich in einer Beziehung lebend, ist von Imogene angetan und schafft es nach einigen Anrufen, sie zu einer Verabredung zu überzeugen. Ja, überzeugen. Gerade euphorisch scheint Imogene nicht zu sein, während Wally von Anfang an sicher ist, dass sie DIE EINE für ihn ist. Jeder für sich ist im eigenen Leben eingerichtet und kommt mit den eigenen Neurosen sehr gut zurecht. Im Zusammenleben ergeben sich für die beiden daraus scheinbar keine Probleme...
...während der Leser permanent das Gefühl hat, dass sie komplett aneinander vorbei reden und leben.

Patricia Marx legt hier ein Buch vor, das wirklich schwer zu beschreiben ist. Es ist nicht in Kapitel eingeteilt, sondern in Kapitelchen, die teilweise gerade mal einen Satz lang sind. Illustriert werden diese durch kleine und größere Zeichnungen. Dadurch wirkt die Erzählung insgesamt sehr kurzatmig, man kann hier tatsächlich "nur noch schnell ein Kapitel lesen", denn für kaum eines braucht man länger als eine Minute. Die Liebesgeschichte von Imogene und Wally - sofern es denn eine ist - wird eher stichpunktartig erzählt, in der Musik wäre es staccato, aber dennoch entwickelt man als Leser ein Gefühl für die beiden extrem neurotischen Hauptpersonen. Zu Beginn war ich nicht sicher, ob ich es durchhalten würde, in diesem Stil ein ganzes Buch zu lesen, doch irgendwann packt es einen und man will doch wissen, wie es nun weitergeht.
Dass Woody Allen dieses Buch gefällt, überrascht mich nicht. Patty Marx zeigt einen ähnlichen Humor wie er. Dies ist kein sehr gefälliges Buch, kein Mainstream, aber mir gefällt es.