Eine ganz normale Beziehung?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
anni1609 Avatar

Von

Inhalt:
Imogene Gilfeather und Wally Yez treffen sich zufällig in einer Schlange von Menschen, die alles einen Apfelkuchen haben möchten. Für Wally ist es von Beginn an die große Liebe. Er weiß, die Frau an seiner Seite, mit der er glücklich werden könnte, wäre ausschließlich Imogene. Allerdings ist diese noch von ihrem Glück zu überzeugen. Wally benötigt Einiges an Durchhaltevermögen, bis das erste Date mit Imogene zustande kommt. Allerdings handelt es sich zwischen Wally und Imogene auf gar keinen Fall um ein ganz „normales“ Pärchen. Sie sind eher das komplette Gegenteil. Oder doch nicht?

Beurteilung:
Zu Beginn des Romans ist der Leser doch leicht schockiert, muss er doch feststellen, es handelt sich um kein übliches Buch, das vor ihm liegt. Die Autorin, die verrückte Patricia Marx, hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein komplett „anderes“ Buch herauszugeben.
Der Roman ist unterteilt in Kapitelchen, wobei diese aus einer Zeile bis max. 2-3 Seiten bestehen können. Die Längen sind vollkommen variabel.
Der Aufbau des Romans ist zudem recht verwirrend, vor allem da er viele zeitliche und noch dazu inhaltliche Sprünge aufweist und auch in der Erzählperspektive stark wechselnd ist. Diese findet stets in der 3. Person statt und wechselt zwischen Imogene, Wally und Patty, der Autorin.
Zu Beginn des Romans ist ein Who`s Who abgedruckt, in dem die meisten Handlungspersonen erwähnt und vorgestellt werden. Für den Leser bedeutet dies gleich zu Beginn ein bisschen zu viel der ganzen Informationen. Allerdings habe ich persönlich während des Lesens häufiger wieder nach Vorne geblättert und nochmals nachgelesen.
Die beiden Protagonisten, Imogene und Wally, sind sehr eigen von der Autorin gezeichnet. Beide haben ihre Macken, und davon nicht zu wenig, und beide haben mit vielen Problemen im Alltag zu kämpfen. Die Autorin beschreibt die Beziehung zwischen diesen beiden ungleichen Personen. Wally, der im Hintergrund immer noch mit seiner Ex, Gwen, zu tun hat und Imogene, die eigentlich eher von einer Bindungsangst besessen zu sein scheint und auch ab und zu eine Affäre mit dem Schlafforscher, Ron de Jean, hat. Auf der anderen Seite beschreibt Patricia Marx aber auch sehr treffend, wie aus diesen beiden ungleichen Personen ein schönes Paar wird. Ein Paar, dass auch mit Alltagsproblemen zurecht kommen muss, dass sich Gedanken über heiraten und Kinder bekommen macht und das vor allem gemeinsam alt wird. Eigentlich spricht die Autorin aus Jedermanns Munde mit diesem Roman. Es ist zwar eine fiktive Handlung, aber diese besteht aus Dingen, die Jeder im Alltag erlebt oder bereits erlebt hat.
Die gewählte Sprache ist leicht verständlich, häufig sind die Sätze sogar extrem kurz. Die Autorin verwendet keinerlei Verschnörkelungen in der Sprache. Allerdings sind häufig Fremdwörter verwendet, die im Laufe der Handlung aber jedes Mal erklärt werden. Patricia Marx füllt zudem einige Kapitel nicht mit Worten, sondern mit Zeichnungen. Diese stellen für den Leser immer eine Belustigung dar und heitern die Stimmung auf. Während des Lesens musste ich häufiger über die besagten Karikaturen schmunzeln.
Ein System im Aufbau der Handlung ist nicht zu erkennen, für mich zumindest nicht. Außerdem dachte ich zu Beginn des Romans, dass ich aufgrund der Kapitelkürze leichte eine Lesepause einlegen konnte. Sobald diese allerdings einmal 1 oder 2 Tage angedauert hat, war der Einstieg schwer. Dadurch, dass sich kein wirklich erkennbarer Handlungsstrang durch den Roman zieht, verliert man leicht den Anschluss.
Der Roman richtet sich eher an Leser und Liebhaber der anspruchsvolleren Literatur. Dieser vorliegende Roman ist definitiv keine leichte Kost.
Der Roman ist im Taschenbuch-Format erschienen, allerdings mit härterer, hochwertigerer Pappe versehen. Ein Klappentext und auch eine kurze Information über die Autorin sind enthalten. Am Ende des Romans sind kleine, witzige Extras von der Autorin enthalten, die zum letzten Mal ein Schmunzeln abringen.

Fazit:
Zu Beginn dachte ich, ich hätte einen kurzweiligen, schnell zu lesenden Roman vor mir liegen, wurde aber eines Besseren belehrt. Der Roman von Patricia Marx ist durchaus anspruchsvoll, da leicht der Faden verloren werden kann.
Für meinen Geschmack war der Inhalt ein wenig zu wirr und zeitlich zu stark durcheinander geworfen. Während des Lesens habe ich allerdings häufig Parallelen zum „normalen“ Leben festgestellt, auf die die Autorin sicher hinweisen wollte. Der Leser erkennt Dinge aus seinem eigenen Leben wieder und stimmt Patricia Marx bei ihren Ausführungen zu.
Ein Buch mit mehr reellem Hintergrund, als zunächst gedacht.