Deutliche Steigerung Hannahs

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marcello Avatar

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„Zwischen uns der Himmel“ handelt von dem Ehepaar Jolene und Michael. Die beiden haben zwei gemeinsame Töchter und so ziemlich die perfekte Beziehung. Als jedoch Michaels Vater verstirbt, fällt er in ein Loch. Plötzlich kann er die Geborgenheit und die fürsorgliche Art seiner Frau nicht mehr ertragen. Er entzieht sich immer und knallt Jolene schließlich in einem Streit an den Kopf, dass er sie nicht mehr liebt. Ausgerechnet in dieser Situation wird Jolene, die Hubschrauberpilotin der Army ist, einberufen. Unverichteter Dinge bricht sie in den Irakkrieg auf. Als sie schwer verletzt wird, wird Michael bewusst, was er alles an ihr und seiner Familie hat, aber nun ist Jolene nicht mehr bereit zu kämpfen…
Ich habe bereits „Wie Blüten im Wind“ von Kristin Hannah gelesen. Dort hatte ich vor allem bemängelt, dass die Autorin alle Klischees der Erzählkunst in einen Roman verpackt hat. Dennoch wollte ich unbedingt einen zweiten Roman lesen, da mir Hannahs Erzählweise nichtsdestotrotz sehr gut gefallen hat. „Zwischen uns der Himmel“ hat mir nun absolut bestätigt, dass es richtig war, der Autorin noch eine Chance zu geben. Man hat eine wunderbar einfühlsam erzählte Geschichte. Charaktere, die einem trotz ihrer Fehler richtig ans Herz wachsen und mit denen man intensiv mitleiden kann. Das Erzähltempo war genau richtig gewählt, nicht überstürzt und dennoch hielt man sich nicht an detailreichen Beschreibungen auf. Der sicherlich interessanteste Aspekt dieses Romans ist die posttraumatische Belastungsstörung. Im Dankwort berichtet Hannah von intensiven Recherchen und das merkt man auch. Gerade der Fall von Michael wird sehr behutsam und überzeugend geschildert. Ähnlich natürlich Jolene, die man den ganzen Weg über begleitet, wie sich darum bemüht, ins Leben zurückzufinden trotz all der tragischen Geschehnisse, die sie im Krieg miterleben musste.
Ein kleiner Kritikpunkt ist aber, dass die beiden Töchter etwas überzeichnet worden sind. Ständig war die ältere am Türen schlagen und motzen und die jüngere ständig am heulen. Dies fiel mir durch die häufige Erwähnung irgendwann negativ auf. Die Frage ist nur, ob das an der Übersetzung ins Deutsche liegt oder ob Hannah bereits im Englischen ein breiteres Vokabular gefehlt hat.
Insgesamt hat mich „Zwischen uns der Himmel“ aber vollkommen überzeugt. Die 500 Seiten waren emotional, erzähltechnisch und detailreich auf hohem Niveau. Dadurch kam nie Langeweile auf und alle Figuren konnten mir ans Herz wachsen.
Für diese deutliche Steigerung gegenüber „Wie Blüten im Wind“ gibt’s von mir die volle Sternenzahl!