Die Liebe in den Zeiten des Krieges

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sago Avatar

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Dank vorablesen.de bin ich erklärter Kristin Hannah-Fan. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil ich Frauen- bzw. Familienromane eher sporadisch lese und fantastische Literatur bevorzuge. Aber Hannahs Romane haben einfach eine besondere Qualität. Sie versteht es, Gefühle besonders greifbar zu machen, indem sie Metaphern verwendet, die man so noch nicht gehört hat. Daher führt sie auch in „Zwischen uns das Meer“ wieder virtuos durch die Geschichte. Keinen Augenblick kommt Langeweile auf. Alle Figuren sind lebensecht und individuell und nicht nur bloße Abziehbilder wie bei schlechteren Erzählern. Dennoch gebe ich dem Roman diesmal nur vier Sterne, obwohl es mir herzlich leid tun. Das liegt einfach an Folgendem: In „Zwischen uns das Meer“ greift Hannah zwei Thema auf, über die ich von einer anderen Autorin niemals in einem Roman lesen würde: 1. der Irakkrieg und 2. Amputation. Das ist gleich zweimal ziemlich starker Tobak, und nicht so einfach zu verkraften. Die Protagonistin Jolene hat eine schwere Kindheit mit Alkoholiker-Eltern hinter sich, die kurz vor ihrem 18. Geburtstag tödlich verunglücken. Ihre Ersatzfamilie sucht sie bei der US-Nationalgarde, die ihr mit ihren strikten Regel Halt und Zuflucht bieten. Sie wird Pilotin und lernt ihre beste Freundin Tami kennen. Sie verliebt sich in ihren Anwalt und bekommt zwei Töchter. Die eigentliche Geschichte beginnt, als Jolene 41 ist. Sie und ihr Mann Michael haben sich auseinander gelebt, die ältere Tochter Betsy steckt mitten in der Pubertät. Gerade als Michael Jolene erklärt hat, er liebe sie nicht mehr, erhält sie ihre Einberufung zum Irakkrieg. Und von diesem Moment an hat mir der Roman etwas weniger gefallen. Ich lese nun mal einfach nicht gern in Romanen über Kriege, zudem finde ich Kristin Hannahs durchscheinende Einstellung zum Irakkrieg auch zu unkritisch wie bei vielen US-Amerikanern. Weiterhin haben mich Betsys pubertäre Wutanfälle ab und zu genervt. Auch als Jolene ihr Bein verliert und Tami ums Leben kommt, ist das nicht schön mitzuerleben, ebenso wenig wie Jolenes folgende Depression und Trinkerei. Hannahs Figuren haben nie ein einfaches Schicksal, aber die Themen in ihren anderen Romanen waren für mich wohl einfach interessanter. Zwar steuert alles einem versöhnlichen Ende zu, aber irgendwie hat mich dieses diesmal nicht so stark ergriffen. Jolene war mir aufgrund ihre naiven Einstellung zu Militär und Krieg nicht so sympathisch.