Afroamerikanische Geschichte

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hybris Avatar

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Meine Gedanken vor der Lektüre:

Am Buch hat mich zunaechst das tolle Cover & die tolle Farbgebung begeistert. Ich liebe die Farbe blau. Haben auch die Figuren im Roman den Blues ?

Die Leseprobe hat mir ebenfalls zugesagt, vor allem sprachlich. Lawrence & Hattie sind Figuren mit Ecken und Kanten, die Beziehung konfliktreich, Lawrence hofft, dass er sich geändert habe.

Das Glück, wo ist es ? Mir gefällt, dass eine Zweierbeziehung hier nicht idealisiert wird, und dass ein weiter Bogen gespannt wird.


Umschlaggestaltung:

Wunderbar. Farbgebung und Motive laden zum Lesen ein.

Inhalt:

' Als Hattie ihre erstgeborenen Zwillinge Philadelphia und Jubilee taufte, war das Ausdruck einer großen Hoffnung. Hatte der Norden, die »Wiege der Freiheit«, den Schwarzen, die aus dem Süden kamen, nicht Gleichheit und Wohlstand versprochen? Und schmeckte das Leben in dem kleinen Haus an der Wayne Street nicht nach Zukunft? Hattie wird noch viele weitere Kinder bekommen, aber kaum etwas von ihren Hoffnungen wird sich erfüllen. Schmerz über Versagen und Schicksalsschläge überschattet Hatties Dasein. Es ist ein Schmerz, der sich fortschreiben wird in die nächste Generation.Doch diese Saga um eine außergewöhnliche Frau und ihre zwölf Kinder, die als Geschichte der Great Migration beginnt und sich zum Tableau mit zwölf Einzelporträts über das ganze zwanzigste Jahrhundert weitet, ist trotz Scheitern und Enttäuschung ein vitales Epos – voller Lebenskraft und verhaltener Zärtlichkeit, voller Mut und Entschlossenheit im Kampf gegen Bitterkeit.'

Gehalt:

Milieustudie, Familiengeschichte, Geschichtslektion, Bibeladaption - dieser Roman ist vieles. Unglaublich tiefsinnig und vielschichtig, allerdings nicht immer leicht verdaulich, und manchmal war ich während der Lektüre traurig.
Die Autorin verfällt nie in Kitsch, sondern bildet die Leben der Protagonisten mit aller Härte ab, sosehr, dass es berührt.
Nicht immer kann man als Leser Sympathie empfinden, aber genau dies macht richtige Literatur aus.
Ayana Mathis kann man durchaus in der Tradition einer Alice Walker oder einer Toni Morrison sehen.

Mein Fazit:

Der Roman ist viel besser, als es die Leseprobe erahnen liess. Nicht immer einfach zu lesen, aber zuweilen lehrreich und anrührend.
Allerdings ist es schade, dass die deutsche Übersetzung nicht die Implikationen des Originaltitels transportieren kann. "Zwölf Leben" bildet weder die biblische Allusion noch die Generationenkonflikte hinreichend ab. Abgesehen von diesem kleinen Manko ist der Roman aber wirklich gut.
5 verdiente Sterne!