Ein Stück amerikanische Zeitgeschichte

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elke17 Avatar

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Ich verfolge regelmäßig die Empfehlungen von Oprah’s Book Club, und hier wurde ich zum ersten Mal auf „The twelve tribes of Hattie“ von Ayana Mathis aufmerksam, weshalb ich auf diese Leseprobe ganz besonders gespannt war. Im Kulturleben der USA stehen gerade in den letzten Jahren die Schicksale von Afroamerikanern im Fokus, man denke auch an den diesjährigen Bester-Film-Oscar für „Twelve years a slave“. Die Autorin Ayana Mathis ist in dem Arbeiterviertel Germantown in Philadelphia aufgewachsen, und dort beginnt auch ihr Roman „Zwölf Leben“, in dem sie die Lebensgeschichte von Hattie und ihren zahlreichen Kindern erzählt.

Hatties Erzählung beginnt im Jahr 1925 mit der Geburt der Zwillinge Philadelphia und Jubilee. Ihnen folgen noch zahlreiche Kinder nach, die entweder früh sterben oder unter ärmlichen Verhältnissen aufwachsen, obwohl ihre Mutter immer ihr Wohlergehen im Auge hat. Aber die Lebensbedingungen für Afroamerikaner waren (und sind) schlecht in den USA, und so kann man Hatties Familiengeschichte exemplarische für viele farbige Leben am Rande des Existenzminimums nehmen. Die Geschichte endet im Jahr 1980, als weit und breit noch kein farbiger Präsident in Sicht war.

Ayana Mathis lässt mit „Zwölf Leben“ ein Stück amerikanischer Zeitgeschichte lebendig werden, und sie tut das mit Bravour. Der Leser nimmt Anteil an dem Leben dieser Familie, er fühlt den Zorn der Hauptfigur, ist empört über die Ungerechtigkeit, die diesen Menschen angetan wurde und wird.
Ein gutes Buch, ein wichtiges Buch von einer afroamerikanischen Autorin, deren schriftstellerische Qualität außer Frage steht. Allerdings wage ich zu behaupten, dass es in Deutschland kein Kassenknüller werden wird, denn dafür ist die Thematik zu ernst und Ayana Mathis zu unbekannt.