Zwölf Leben: Amerika den Spiegel vorhalten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
signalhill Avatar

Von


„Zwölf Leben“ von Ayana Mathis hat ein viel zu unschuldiges Cover für das, was das Buch letztendlich beinhaltet. Mathis hat hier ein Werk geschaffen, dass auf allen Ebenen einfach gelungen ist. Da ist zum einen die Familiengeschichte von Hattie und ihren zwölf Kindern, das Leben einer Schwarzen, das nie so recht gut werden will. Dann erfährt der Leser aber nebenbei auch noch sehr viel über die geschichtlichen Hintergründe der Zeit um die Great Migration zu Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die große Hoffnung der Schwarzen im Amerika des beginnenden 20. Jahrhunderts ist der Norden der USA – mit vielen Versprechungen und der Hoffnung auf Gleichstellung. So geht auch Hattie als Teenager mit ihrer Mutter in den Norden, nur, um festzustellen, dass auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Schnell ist Hattie verheiratet – am Ende hat sie elf Kinder von zwei Männern, eine Endelin und viele Schicksale, an denen der Leser teilhaben darf. Und die Schicksale der Kinder sind zumeist schlimm, schockierend, traurig…

Mathis hat ein sehr eindringliches Werk geschaffen. Die Tiefe der Charakterbeschreibungen ist überzeugend und intensiv. Vor allem aber möchte die Autorin vielleicht auch der amerikanischen Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, zeigen, dass immer noch nicht alles so ist, wie es vielleicht den Anschein macht. Ich werde diese Autorin auf jeden Fall im Auge behalten und würde ihr gern noch mehr als die 5 erreichbaren Sterne geben!