Wenn die Menschlichkeit versiegt...

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joseyra Avatar

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Wasser ist Leben. Wasser ist Menschlichkeit. Und wenn das Wasser versiegt, wird die Menschheit zugrunde gehen.
Aus diesem Grunde sollen sich drei der Undae, weise Frauen, die die Geschichte lesen können, zusammen mit je einem welsischen Offizier zu den zwölf Quellen aufmachen, um herauszufinden, was sich hinter dem Schweigen des Wassers verbirgt.
Der Leser begleitet so die Undae Riva, den Welsen Felt, den Merzer Babu und seinen Falken Juhut auf einer Reise durch einen völlig neuen, phantastischen Kontinent, der durch sehr viel Liebe fürs Detail und einem großen Reichtum an Kreativität überzeugt. Man spürt die Mühe, die sich der Autor bei der Gestaltung seiner Welt und Figuren sowie der Ausarbeitung des Plots gegeben hat, denn es ist dem Leser nicht nur möglich, an der Oberfläche zu kratzen, sondern er kann auch richtig tief in diese Welt eintauchen. Mit so vielen Bildern von Landschaft, Kultur und Leuten, mit den vielen Beschreibungen und Schilderungen der Charaktere, ist man selbst fast schon richtig Teil des Ganzen. Denn in diesem Roman steckt auch viel Tiefsinnigkeit und schon fast philosophische Reflektion um die Fragen um Schuld, Verantwortung und Menschlichkeit.
Doch bei all der Mühe, die sich E.L. Greiff mit seinem Buch gemacht hat und wie viel Liebe offensichtlich in diesem Werk steckt, fällt es doch zumindest zu Anfang schwer, sofort in der Handlung die Orientierung bewahren. Denn die neue, gut ausgearbeitete Umgebung, Kultur und Protagonisten sind zwar aufregend zu erleben und kennen zu lernen, aber es ist mindestens genauso schwer, sich in diese komplett neuen Gefilde einzufühlen.
Es dauert eine Weile, ehe man sich in der Welt von „Zwölf Wasser“ einfindet und da der Autor den Leser im zweiten Teil des Buches plötzlich erst einmal wieder in eine völlig andere Handlung an einen komplett fremden Ort wirft, bleibt die Verwirrung auch nach längerem Lesen noch erhalten. Schließlich hat man sich erst kurz vor Ende des ersten Teils in das ganze Geschehen eingefunden und die Spannung kommt gerade so richtig in Fahrt, so dass der Schnitt mit dem Beginn des zweiten Teiles den Lesefluss besonders schmerzhaft stört. Aber dennoch sieht man es dem Buch nach, zumal für den Aufbau jeder Trilogie erst einmal eine Grundlage im ersten Teil gelegt werden muss, durch die man sich an die Welt gewöhnen und schon ein gewisses Verständnis für den weiteren Verlauf der Handlung mitbringen kann. Und letztlich geht dem Buch sein gewisses Maß an Spannung so trotzdem nicht abhanden, denn spätestens nach Mitte des Romans ist es jedem möglich, sich von dem Plot einfach mitreißen zu lassen.
Zuletzt sei noch die schöne, treffende Covergestaltung erwähnt, denn ganz in blau gehalten mit einer Phiole und wunderbaren Ornamenten, passt sie ganz wunderbar zu dem Inhalt des Buches.

Alles in allem ist das Buch für all jene absolut empfehlenswert, die sich gerne in phantastische Welten entführen lassen und dazu bereit sind, alles völlig neu kennen zu lernen. Wer einen Hang zu detailliert ausgearbeiteter Fantasy hat, dem ist mit diesem Buch wirklich gut gedient. Menschen, die mit diesem Genre jedoch nichts am Hut haben und sonst auch nicht darauf aus sind, sich in ein Buch sonderlich einfinden zu müssen, sollten jedoch eher davon absehen.
Nichtsdestotrotz macht der Umstand, dass das Buch eindeutig mit sehr viel Herzblut geschrieben worden ist, in jedem Fall lesenswert!