Abschied

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frieda-anna Avatar

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...und einige Passagen brannten sich in meine Erinnerung. In Bildern und in Farbe. Besonders ist mir eine Kutschfahrt mit Dame geistig vor Augen.
Nun steht dieses schöne Buch mit dem kunstvoll gestalteten Cover in meinem Regal und jedes Mal, wenn ich es sehe, fällt mir diese Fahrt ein, und ich schmunzele.
Die Autorin versteht es, die Phantasie ihrer Leser durch die lockere, manchmal vulgäre Sprache, (was mit Sicherheit nicht jedermanns Sache ist und bestimmt manchen Leser zu einigem Anstoß erregt hat), zu beflügeln. Ich fand es großartig und mir hat es gefallen, denn es passt genau in die Zeit, in der Sir Merivel weilt und wandelt. Da darf dann auch mal kräftig in den Eimer geschissen werden!
A propos war mir die Beschreibung des Aufenthalts in Versailles zu kurz und insgesamt zu flach. Es war ja im Klappentext angekündigt und so hätte ich mehr davon erwartet.
Mit Sir Merivel wurde eine Figur erschaffen, deren Geist und Charme kaum zu überbieten sind. Und plätschern auch manche Passagen einfach so dahin, habe ich doch gern weiter gelesen, weil er einfach eine Herz anrührende Person darstellt. Ein Melancholiker vor dem Herrn, der er eigentlich ist, schafft er es, sich von einem Chaos ins nächste zu katapultieren. Trotz allem verlässt ihn sein Humor nicht und davon ist in seiner Geschichte eine Menge enthalten. Oft habe ich das Buch von mir weg gehalten und lauthals gelacht. Im Gegensatz dazu, gab es auch Stellen, an denen ich ernsthaft nachdenken musste.
Denn seine Lebensgeschichte, um die es ja hier schließlich geht, handelt von Abschied und Ankunft, Verlieren und Wiedererlangen, und um die Endlichkeit des Lebens, der er sich bewusst wird und der Leser mit ihm, da Rose Tremain es so gut verstanden hat, seine Leserschaft an diesen Punkt zu bringen. Schadet ja nicht.
Wer knisternde Spannung erwartet, ist hier fehl geleitet. Wer Lesestoff sucht, der warmes Blut und feuchte Augen macht, der soll es zur Hand nehmen, sich gemütlich zurücklehnen und mitfühlen. Nicht nur mit Sir Merivel, denn es gibt noch andere schillernde Persönlichkeiten zu finden, die die Geschichte erst richtig lebendig machen.