Ein Gefühl des Unbehagens
Berlin Anfang der 1930er Jahre - Alma Siegel, eine junge Frau, sucht ihren Verlobten Martin Kirsch, einen Doktor der Psychiatrie, der seit zwei Wochen spurlos verschwunden ist. Immer wieder sieht sie sich auf dem Polizeipräsidium die dort an den Wänden hängenden Photos von Toten an, getrieben von Angst, aber auch Hoffnung, eines Tages das Gesicht von Martin wiederzuerkennen und so Gewissheit über sein Verschwinden zu bekommen. Das Krankenhaus, in dem Martin arbeitete, ist anscheinend nicht gewillt, seinerseits Nachforschungen zu betreiben, ist man dort doch unangenehm berührt gewesen, als einer seiner Fälle, eine junge Slawin, Schlagzeilen in den Zeitungen verursachte und auch Martin als ihr Arzt dort abgebildet wurde.
In der preußischen Bibliothek will Alma sich noch einmal in den Zeitungsarchiven umsehen und sich über die Geschehnisse um die ehemalige Patientin Martins informieren. Die junge Frau wurde damals von zwei Jungen "in einem Waldstück in der Nähe von Potsdam gefunden, zwanzig Kilometer südwestlich von Berlin". Wider Erwarten ist die Frau nicht tot, aber bewusstlos, verletzt und unterkühlt. Nach einer Fehlbehandlung im Potsdamer Krankenhaus landet sie schlussendlich in der Charité in Berlin, allerdings hat sie ihr Gedächtnis verloren. Die Polizei veranstaltet eine Durchsuchung des Gebietes um den Fundort herum, merkwürdigerweise findet sich neben einigen nichtssagenden Gegenständen auch ein Flugblatt, das für einen Vortrag von Albert Einstein wirbt.
Während Alma liest, ist in den Korridoren "eine Gruppe junger Männer in Studentenuniform eifrig am Werk, die Magazine neu zu organisieren". Sie schieben Wagen mit Büchern hin und her verhalten sich untypisch laut. Beim Verlassen der Bibliothek sieht Alma die Bücher wieder, mittlerweile liegen sie auf einen großen Haufen gestapelt. Aus Lautsprechern in der Nähe dröhnt Musik, Männerstimmen und Marschkapellen hallen. Verwirrt beobachtet Alma, wie immer weitere Bücher aufgestapelt werden und begreift plötzlich: "Die Bücher sollten verbrannt werden".
Hier endet die Leseprobe und auch ich bin verwirrt. Bücherverbrennungen VOR 1933, VOR der Machtübernahme der Nationalsozialisten? Das war mir neu. Also wurde ich durch die Zeitangabe 1932 in die Irre geführt, zu diesem Zeitpunkt wurde zwar die junge Slawin gefunden, die Handlung des Buches muss aber bereits nach der Machtübernahme spielen, denn die Bücherverbrennungen in Deutschland fanden von März bis Oktober 1933 statt und fanden ihren Höhepunkt am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz - vermutlich genau an dem Tag, an dem Alma ihre Nachforschungen in der Bibliothek betreibt. Zu diesem Zeitpunkt ist Albert Einstein längst nicht mehr in Deutschland, er ist im Januar 1933 aufgrund Hitlers Machtübernahme nicht von einer USA-Reise zurückgekehrt. Bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 überlässt Propagandaminister Joseph Goebbels auch seine Schriften dem Feuer.
Spätestens jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich mich vor dem Hintergrund noch länger mit diesem Buch beschäftigen möchte und ich komme zu dem Entschluss: Nein, das möchte ich nicht.Die Thematik ist generell fürchterlich erschreckend, auch heute noch, aber als mittlerweile 45-jährige bin ich es auch irgendwie ziemlich leid, ständig damit konfrontiert zu werden. Auch wenn das Buch an sich sicherlich spannend geschrieben ist - bitte kein Vorabexemplar.
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_Entweder man lebt, oder man ist konsequent (Erich Kästner)_
In der preußischen Bibliothek will Alma sich noch einmal in den Zeitungsarchiven umsehen und sich über die Geschehnisse um die ehemalige Patientin Martins informieren. Die junge Frau wurde damals von zwei Jungen "in einem Waldstück in der Nähe von Potsdam gefunden, zwanzig Kilometer südwestlich von Berlin". Wider Erwarten ist die Frau nicht tot, aber bewusstlos, verletzt und unterkühlt. Nach einer Fehlbehandlung im Potsdamer Krankenhaus landet sie schlussendlich in der Charité in Berlin, allerdings hat sie ihr Gedächtnis verloren. Die Polizei veranstaltet eine Durchsuchung des Gebietes um den Fundort herum, merkwürdigerweise findet sich neben einigen nichtssagenden Gegenständen auch ein Flugblatt, das für einen Vortrag von Albert Einstein wirbt.
Während Alma liest, ist in den Korridoren "eine Gruppe junger Männer in Studentenuniform eifrig am Werk, die Magazine neu zu organisieren". Sie schieben Wagen mit Büchern hin und her verhalten sich untypisch laut. Beim Verlassen der Bibliothek sieht Alma die Bücher wieder, mittlerweile liegen sie auf einen großen Haufen gestapelt. Aus Lautsprechern in der Nähe dröhnt Musik, Männerstimmen und Marschkapellen hallen. Verwirrt beobachtet Alma, wie immer weitere Bücher aufgestapelt werden und begreift plötzlich: "Die Bücher sollten verbrannt werden".
Hier endet die Leseprobe und auch ich bin verwirrt. Bücherverbrennungen VOR 1933, VOR der Machtübernahme der Nationalsozialisten? Das war mir neu. Also wurde ich durch die Zeitangabe 1932 in die Irre geführt, zu diesem Zeitpunkt wurde zwar die junge Slawin gefunden, die Handlung des Buches muss aber bereits nach der Machtübernahme spielen, denn die Bücherverbrennungen in Deutschland fanden von März bis Oktober 1933 statt und fanden ihren Höhepunkt am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz - vermutlich genau an dem Tag, an dem Alma ihre Nachforschungen in der Bibliothek betreibt. Zu diesem Zeitpunkt ist Albert Einstein längst nicht mehr in Deutschland, er ist im Januar 1933 aufgrund Hitlers Machtübernahme nicht von einer USA-Reise zurückgekehrt. Bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 überlässt Propagandaminister Joseph Goebbels auch seine Schriften dem Feuer.
Spätestens jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich mich vor dem Hintergrund noch länger mit diesem Buch beschäftigen möchte und ich komme zu dem Entschluss: Nein, das möchte ich nicht.Die Thematik ist generell fürchterlich erschreckend, auch heute noch, aber als mittlerweile 45-jährige bin ich es auch irgendwie ziemlich leid, ständig damit konfrontiert zu werden. Auch wenn das Buch an sich sicherlich spannend geschrieben ist - bitte kein Vorabexemplar.
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_Entweder man lebt, oder man ist konsequent (Erich Kästner)_